23. November 2011

Berner dürfen Basisstufe führen

Die bernischen Gemeinden sollen den Kindergarten und die ersten zwei Schuljahre zu einer Einheit zusammenlegen dürfen. Der Grosse Rat gab grünes Licht für die freiwillige Einführung der Basisstufe. Viele ländliche Politiker sehen die Basisstufe als probates Mittel, um die Schule im Dorf zu halten. 
Klare Mehrheit für Basisstufe im Grossen Rat, Berner Zeitung, 23.11.
Bernischer Grosser Rat bewilligt Basisstufe, Regionaljournal DRS, 23.11.

1 Kommentar:

  1. Sabina Geissbühler-Strupler hat sich Gedanken gemacht zur Bildungsdebatte im Kanton Bern.
    "Da neu bereits Kleinkinder, welche vor dem 31.Juli vierjährig geworden sind, im darauf folgenden August die obligatorische 11-jährige Schulzeit antreten müssen, hätte diese Tatsache in der Revision des Volksschulgesetzes auch gebührend berücksichtigt werden müssen. Diese Chance einer kindsgerechten Anpassung des Gesetzes wurde aber letzte Woche im Grossen Rat verpasst. Blockzeiten von mindestens vier Lektionen an jedem Vormittag wurden gesetzlich verankert, obwohl diese langen Präsenzzeiten bei vielen Kindern (vor allem für Vier- und Fünfjährige) zu einer Überforderung führen werden. Eine weitere Zunahme von typischen Erwachsenenleiden schon bei Kleinkindern wie Schlafschwierigkeiten, Essstörungen und Depressionen als Auswirkungen von Alltagsstress wird dabei in Kauf genommen. Bei der Forderung nach Blockzeiten und Tagesschulen geht es den meisten PolitikerInnen um ein ideologisches oder ein wirtschaftliches Ziel. So lautet das „Zauberwort“ gewisser politischer Kreise „Chancengleichheit“; sie wollen, dass alle Kinder möglichst früh unter den gleichen Bedingungen erzogen werden. Das Ziel der Wirtschaftlobby wiederum ist das Einbinden von allen Vätern und Müttern in den Arbeitsprozess. Dabei wird vergessen, dass die Geborgenheit und Zuwendung, welche der „Nesthocker“ Mensch im Kindesalter für seine Entwicklung braucht, beschnitten wird. Die Bedürfnisse der Kinder werden ignoriert, und schon von den Kleinkindern wird das Einordnen in eine grosse Kindergruppe und in den Arbeitsrhythmus der Erwachsenen verlangt. Damit diese Kinder ihre Defizite aufarbeiten können, stellt der Kanton ja dann unzählige Fördermassnahmen zur Verfügung, die natürlich von der Allgemeinheit bezahlt werden müssen. So wurden im Jahre 2009/2010 für 12 Millionen Franken 81 neue Stellen für Sonder- und Stützunterricht geschaffen, und neu werden die Schulsozialarbeit und die Basisstufe eingeführt. Auch wurde vergessen, dass Jahrgangsklassen als eine Errungenschaft galten, da die Förderung der Schulkinder optimiert wird, wenn diese einigermassen dieselben Bedürfnisse und Interessen haben. Dies ist bei Gleichaltrigen am besten gewährleistet.
    Nun sollen zur Kompensation dieser Millionen verschlingenden Reformprojekte Lektionen im Werk- und Natur/ Mensch/ Mitweltunterricht gekürzt und Schulen geschlossen werden. Vorschläge zur Stärkung der musischen Bildung wurden verworfen, und die zukünftigen Kindergärtnerinnen und Unterstufenlehrkräfte können in ihrer Ausbildung aus den Fächern Werken, Sport/Bewegung und Musik/Singen je nach Lust und Laune eines abwählen! Die Förderung unserer Kinder mit Angeboten für Kopf, Herz und Hand bleibt immer mehr auf der Strecke! Eltern und die politischen Behörden sollten die Rahmenbedingungen schaffen, damit die Kinder das bekommen, was sie gebrauchen: Kinder brauchen Wurzeln und Flügel, J.W. Goethe.

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