23. August 2012

Nachgefragt: Verena Herzog

Das Projekt Frühfranzösisch ist stark unter Druck: Nach der grundsätzlichen Kritik am Lehrmittel und einer vernichtenden Evaluation der Basler Schulsynode machen auch die Lehrerverbände wieder Druck. Die Mittelstufenkonferenzen aus sechs Kantonen (ZH, TG, SG, AI, GL, SZ) fordern die Abschaffung des Frühfranzösischen. Meine Fragen gehen an Verena Herzog, SVP-Kantonsrätin aus dem Kanton Thurgau. Herzog war Co-Präsidentin der Volksinitiative "Nur eine Fremdsprache an der Primarschule".

Verena Herzog: Zweite Fremdsprache kann gekippt werden, Bild: vimentis.ch
UK: Primarschulfranzösisch gerät unter zunehmenden Druck. Dies, obwohl der Beschluss für zwei Fremdsprachen schon lange gefasst wurde. Wie erklären Sie sich diese verzögerte Reaktion?
VH: Im Thurgau werden erst ab letztem Schuljahr alle 5.Klässler in zwei Fremdsprachen unterrichtet. Insofern ist die Reaktion sehr schnell. Leider ist eingetroffen, was die Initianten für "nur eine Fremdsprache in der Primarschule" befürchtet hatten. Noch mehr Kinder genügen den Anforderung der Schule nicht und müssen nun auch noch in den Fremdsprachen (gesondert) gefördert werden!
UK: Wie sieht die politische Konstellation im Thurgau bezüglich des frühen Fremdsprachenunterrichts aus? Kann Ihr Kanton überhaupt am Fremdsprachenkonzept rütteln?
VH: 2006 wurde die Volksinitiative "nur eine Fremdsprache in der Primarschule" mit 51,9% abgelehnt. Deshalb wurde 2009 Frühenglisch in allen dritten Klassen eingeführt. Sehr viel Geld wurde in die Ausbildung der Englischlehrkräfte und in Englischlehrmittel gesteckt, ebenso ins Frühfanzösisch. Trotzdem sollen in erster Linie Schülerinnen und Schüler vom Mehraufwand profitieren und das ist wie Erfahrungen mit Frühfranzösisch und ganz aktuell mit dem Lernen von zwei Fremdsprachen zeigen, nicht der Fall. In einer Interpellation zum Gesamtsprachenkonzept des Kantons Thurgau wurde die Problematik diesen Mai  im Grossrat diskutiert. Mit einem Vorstoss könnte das Parlament und allenfalls der Souverän die zweite Fremdsprache wieder aus der Primarschule kippen.
UK: Wie sieht das weitere Vorgehen auf politischer Ebene aus? Spannen Sie evt. mit weiteren Kantonen zusammen?
VH: Mit einer Motion, die ich in Planung habe, könnte mindestens eine Fremdsprache, vorzugsweise das Frühfranzösisch, wieder auf  die  Sekundarstufe befördert werden. Nachdem sich im Juli sechs Mittelstufenkonferenzen der Ostschweiz gegen zwei Fremdsprachen in der Primarschule ausgesprochen haben, stehen die Chancen für eine interkantonale Zusammenarbeit, wie wir sie schon 2006 hatten, sehr gut.

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