27. September 2012

Perfide Ausgrenzung der Mundart

Vor anderthalb Jahren gelang einer kleinen, bunt gemischten Gruppe von Kindergärtnerinnen, Lehrern und Schulpolitikern ein sensationeller Abstimmungssieg. Ohne Geld, aber mit vielen Argumenten, zwang die heterogene Gruppe den Verbund von Zürcher Bildungsverwaltern, PH und Medien in die Knie. In einem unfair geführten Abstimmungskampf wurde versucht, die Alltagssprache der deutschen Schweiz schul- und gesellschaftspolitisch zu marginalisieren. Das Ausmass dieses dreisten Versuchs einer Entschweizerung der Schweiz wird wohl erst aus gesicherter historischer Distanz deutlich werden. Man wird sich fragen, wie es jemals möglich war, dass Menschen mit solchen Argumenten an die Spitze unseres Schulsystems gespült wurden.
Doch die Früchte des Sieges sind in Gefahr: Mit der Primainitiative (flächendeckende Einführung der Grundstufe) und dem Gegenvorschlag (freiwillige Einführung der Grundstufe) werden zukünftige Kindergartenkinder keine Mundart mehr hören. Die so entstehenden Klassen sind dann nicht mehr Kindergärten, sondern gehören administrativ zur Primarschule. Und dort wird bekanntlich Hochdeutsch gesprochen. 
Die Evaluation der Grundstufe hat gezeigt, dass es sich gegenüber dem Kindergarten um ein Modell handelt, das keine nennenswerten Vorteile aufweist. Dieses ernüchternde Fazit wird noch düsterer, wenn man die Kosten in Betracht zieht (70 Millionen Franken jährlich für den Kanton Zürich allein). 
Abstimmungssieg plötzlich gefährdet, Bild: www.mundart-kindergarten.ch

1 Kommentar:

  1. Soll der Kindergarten der Finnlandisierung unseres Schulsystems geopfert werden?

    Am 25. November wird im Kanton Zürich (mit Signalwirkung für die ganze Schweiz!)über die Abschaffung des bewährten Kindergartens und die Einführung der umstrittenen, teuren Grundstufe abgestimmt. Das Ziel der Initianten ist offenbar die weitere Finnlandisierung unseres Schulsystems. Die 12jährige finnische Einheitsschule kennt keinen Kindergarten.

    Seit Finnland das PISA-Ranking anführt, findet überall eine Finnlandisierung des Bildungswesens statt, wobei die Nebenwirkungen der einseitigen PISA-Ausrichtung bei den angeblich „intelligentesten“ Kindern kaum bekannt sind. Laut dem UNICEF Report von 2007 leben finnische Kinder in wenig intakten Familienverhältnissen, ernähren sich ungesund, trinken viel Alkohol und rauchen häufig. In keinem Land hassen die Kinder die Schule so wie in Finnland. Obwohl oder gerade weil die Maturitätsquote in Finnland bei 95% liegt, beträgt die Jugendarbeitslosigkeit hohe 20%. In der Schweiz, mit einer Maturitätsquote von 20%, haben wir international tiefste 3,5%.

    Wird uns eine weitere Finnlandisierung des Bildungswesens auch hierzulande finnische Verhältnisse bescheren? Gefährden wir damit nicht unsere einzige wirtschaftliche Ressource und unsere direkte Demokratie? Wie sollen ausländische Kinder integriert werden, wenn sie in der Schule nicht mehr Mundart lernen?
    P. Aebersold, Zürich

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