30. Oktober 2012

Ungereimtheiten beim ZLV


Im Abstimmungskampf um die Prima-Initiative und den Gegenvorschlag unterstützt der ZLV (Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband) offiziell den Gegenvorschlag, der es den Gemeinden überlässt, die Grundstufe einzuführen. Dieser Entscheid ist offensichtlich ohne Konsultation der direkt betroffenen Kindergärtnerinnen gefällt worden. Diese sind nämlich laut einer Umfrage klar gegen die Grundstufe.

Kindergärtnerinnen sind gegen die Grundstufe
Das Komitee «Grundstufe 2 × Nein» präsentiert die Ergebnisse einer Umfrage
wbt. · Die Gegenposition zu den beiden Grundstufen-Vorlagen, die am 25. November zur Abstimmung kommen, vertritt ein «Komitee Grundstufe 2 × Nein». Kindergärtnerinnen sowie Politikerinnen und Politiker aus SVP, GLP, EVP und EDU prägen sein Gesicht. Die vier genannten Kantonalparteien haben denn auch alle die doppelte Nein-Parole ausgegeben: Weder soll die Grundstufe im Kanton Zürich flächendeckend, wie es die Linke fordert, noch nach Wahl der Gemeinden beziehungsweise deren Schulbehörden, wie es Regierung, Kantonsratsmehrheit und FDP will, eingeführt werden.
Am Montag haben die beiden Kindergärtnerinnen Gabi Fink und Brigitte Fleuti, die frühere und die gegenwärtige Präsidentin des Vereins Kindergärtnerinnen Zürich (VKZ), zusammen mit den Kantonsrätinnen Anita Borer (svp.) und Ruth Kleiber (evp.) sowie mit dem Kinderarzt Hannes Geiges ihre Haltung begründet. Dabei gingen sie davon aus, dass der Kindergarten über kurz oder lang mit beiden Varianten der Grundstufen-Einführung verschwinden werde. Dies aber wäre für das Komitee eine grundlegende strukturelle Veränderung: Der Berufsstand der Kindergärtnerinnen würde abgeschafft - was jährlich 62 Millionen Franken kosten würde, wie Fink sagte.
Es erstaunt deshalb nicht, dass in einer VKZ-Umfrage vom Oktober 2012 77,1 Prozent der Verbandsmitglieder und 82,5 Prozent aller antwortenden Kindergärtnerinnen - anders als der Lehrerinnen- und Lehrerverband - beide Grundstufen-Vorlagen ablehnen, wie vor den Medien ausgeführt wurde. Befragt wurden über 800 der rund 1600 Zürcher Kindergärtnerinnen, rund die Hälfte schickte den Fragebogen zurück.
Für die Abschaffung des Kindergartens gebe es keine schlagkräftigen Argumente. Jedenfalls sei die Hypothese des schwierigen Übergangs vom Kindergarten in die Primarstufe nicht belegbar. Im Gegenteil: Für Fleuti sind die Kindergärtnerinnen die Spezialistinnen für Übergänge und die entsprechenden Rituale. Mit dem Wechsel in die Primarstufe endlich den Status des Schülers zu erlangen, sei auch motivierend. Umgekehrt könne die Grundstufe Vierjährige überfordern; die Alters- und Entwicklungsunterschiede seien zu gross.
Die geforderte Individualisierung praktiziere der Kindergarten schon lange. Er habe in den letzten Jahren zudem von der Grundstufe gelernt und sich entwickelt, aber seine kindgerechten, auf Geschichten und Erleben basierenden Unterrichtsmethoden beibehalten.
Quelle: NZZ, 30.10. von Walter Bernet

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen