Zwar sistierte der Bildungsrat das Vorhaben, die Zahl der Zeugnisse für Zweit- bis Fünftklässler von zwei auf eines pro Jahr zu senken. Die zur Entlastung der Lehrkräfte vorgesehene Massnahme ist im Kantonsrat am Montag trotzdem als unverantwortlicher Qualitätsabbau gebrandmarkt worden. Neben EVP-Sprecher Johannes Zollinger (Wädenswil) hielt nur die SP zur abwesenden Bildungsdirektorin und Parteigenossin Regine Aeppli, in deren Projekt «Belastung/Entlastung im Schulfeld» die Idee entstanden war.
Mit 127 Stimmen
unterstützte der Rat eine parlamentarische Initiative von SVP, FDP und CVP
vorläufig, die in der Primar- und Sekundarschule auch künftig jedes Semester
ein Zeugnis verlangt. Es wird also aller Voraussicht nach nichts aus der Entlastungsmassnahme,
was den Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV) am Montag zur schriftlich
verbreiteten Bemerkung verleitete, nicht die Reduktion der Zahl der Zeugnisse
schade der Qualität der Schule, sondern die permanente Überlastung der
Lehrkräfte. Die Haltung des Kantonsrats sei zynisch.
Zweifel an der von Anita
Borer (svp., Uster) vorgetragenen Theorie vom Qualitätsabbau äusserten auch
Befürworter der Initiative. Es stimme etwas nicht, wenn die Schulqualität nur
von der Motivation durch Noten abhänge, sagte BDP-Sprecher Stefan Hunger
(Mönchaltorf). Zwar verändere ein jährliches Zeugnis nichts an der
Schulqualität, aber die Eltern wollten eben häufiger informiert sein, meinte
Esther Guyer (gp., Zürich). Für Sabine Wettstein (fdp., Uster) hat der Bildungsrat
mit seinen Plänen einen Fehler gemacht, den es zu korrigieren gelte, auch wenn
der Rat dabei in dessen Kompetenzbereich eingreife. Eine starke Entlastung
stelle die Massnahme ohnehin nicht dar, sagte Corinne Thomet (cvp., Kloten).
Moritz Spillmann (sp., Ottenbach) mass den Zeugnissen durchaus Wert zu;
bei seiner Nichte seien es jeweils 20 Franken. Wichtiger seien Rückmeldungen im
Schulalltag. Dass der Bildungsrat zu einer «originellen» Entlastungsmassnahme
gegriffen habe, sei die Folge davon, dass für SVP und FDP nur kostenneutrale
Entlastungen infrage kämen.Quelle: NZZ, 19.3. von Walter Bernet
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