16. April 2013

Memorandum Mehr Bildung - weniger Reformen

Namhafte Erziehungswissenschaftler, Psychologen und Ärzte haben ein Memorandum herausgegeben, das hier in voller Wortlänge wiedergegeben wird.

Stopp der Reformhektik im Bildungswesen
Zu viel Verwaltung geht auf Kosten der Bildung
Nachhaltige Bildungsreformen brauchen Konsens

Das Bildungswesen wird im Reformeifer der Verwaltungen immer mehr standardisiert und technisiert. Viele der eingeleiteten Reformen zeugen von politischer Hektik. Solche Entwicklungen schaden dem historisch gewachsenen Bildungswesen der Schweiz. Sie wirken als „von oben“ verordnet. Bei vielen Bürgerinnen und Bürgern fehlt das notwendige Verständnis. Die öffentliche
Kontrolle des Bildungswesens weicht einer demokratiefernen Expertokratie. Durch Eingriffe der Verwaltung werden von der Lehrer- und Dozentenschaft gewünschte Reformen allzu oft abgewürgt. Ihr Engagement, ihre Erfahrung sowie ihr berufliches Wissen und Können werden zum Schaden unserer Bildungseinrichtungen weitgehend missachtet. Ergebnis sind Verunsicherung und Resignation der Unterrichtenden. Die Bildungsverwaltung setzt auf modische Versprechungen und vertraut internationalen Organisationen wie etwa der OECD, statt Erfahrungen der Bildungspraktiker und vorgängiger Erprobung von Neuem. Bewährte Eigenheiten des schweizerischen Bildungswesens gehen so verloren. Verschiedene „von oben“ verordnete
Bildungsreformen scheinen zudem zunehmend auf Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichtet zu werden, was nicht immer zu pädagogisch sinnvollen Reformen führt. Auch dafür haben Lehrpersonen und viele Bürgerinnen und Bürger oft wenig Verständnis.
Die Unterzeichnenden fordern

Stopp der Reformhektik von Bildungsverwaltungen
Bewährtes erhalten und pädagogisch sinnvoll weiter entwickeln
Stärkung der im Bildungswesen tätigen Lehrpersonen
Freiräume für Bildungsreformen von unten

Unterzeichner (Mitglieder des Vereins Bildungs-Reformen-Memorandum)

Prof. Dr. Walter Herzog (Präsident)
Universität Bern, Institut für Erziehungswissenschaft (Abt. Pädagogische Psychologie)
Prof. Dr. Allan Guggenbühl (Vice-Präsident)
Leiter Abt. Gruppentherapie kantonale Erziehungsberatung der Stadt Bern,
Leiter Institut für Konfliktmanagement und Mythodrama
Prof. em. Dr. Rolf Dubs
ehemals Institut für Wirtschaftspädagogik, St.Gallen
Prof. em. Kurt M. Füglister
ehemals Pädagogische Hochschule Basel (Fachdidaktik Biologie)
Prof. em. Dr. Peter Grob
ehemals Universitätsspital Zürich
Prof. em. Dr. Urs Haeberlin
ehemals Heilpädagogisches Institut der Universität Freiburg
Jürg Jegge
ehemals Stiftung Märtplatz
Prof. em. Dr. Remo Largo
ehemals Pädiatrische Universitätsklinik, Zürich
Prof. Dr. Fritz Osterwalder
Universität Bern, Institut für Erziehungswissenschaft
(Abt. Pädagogische Psychologie)
Prof. Dr. Roland Reichenbach
Universität Basel (Forschungs- und Studienzentrum Pädagogik)

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