16. Juli 2013

Seriöse Berichterstattung oder plumpe PR?

Die Schweiz hat festgestellt, wie wichtig gute Schulen für ein erfolgreiches Land sind und investiert entsprechend viel Geld. Doch die Berichterstattung der Medien über dieses wichtige Thema hinkt der Bedeutung oft hinterher. 
Beispiel: Hören Sie sich einen Bericht der Nachrichten von Radio SRF vom 16. Juli 2013 an. (Vorwärts auf 7:12).
In der Ostschweiz habe sich der Anteil der Männer, die Lehrer werden wollen, verdoppelt. Gründe dafür sind laut dem Rektor der PH St. Gallen: Werbung, Anpassung der Ausbildung und die Zusammensetzung der Lerngruppen. 
Natürlich ist alles bloss ein gut getarnter PR-Beitrag für die PHSG im Sommerloch. Die Tendenz geht klar in gegenseitige Richtung. Waren im Jahr 2000 noch 70 Prozent der Primarlehrkräfte Frauen, betrug ihr Anteil im Jahr 2012 bereits über 81 Prozent. Die Massnahmen der PHSG werden diese Tendenz auch in der Ostschweiz nicht umkehren können. Eher wahrscheinlich ist, dass die PHSG gezielt Männer von umliegenden Hochschulen anwirbt und entzieht. Ausserdem ist die Studentenzahl bei den PH in den letzten Jahren gestiegen, was den Männeranteil erhöht hat. Der hohe Frauenanteil hängt in erster Linie mit den Teilzeitangestellten zusammen. Der Lehrerberuf ist zu einem Teilzeitjob abgestiegen. 
Der Bericht von Radio SRF suggeriert, man könne mit mehr Werbung und ein wenig Dekor bei der Ausbildung Männer zum Lehrerberuf hinführen. Das stimmt nicht. Ebenfalls muss der relativ hohe Männeranteil bei den Studienbeginnern hinterfragt werden. Werden da nicht einfach Männer von anderen PH weggeworben? Das statistisch zur Verfügung stehende Material (Stand: 30. April 2013) zeigt, dass die Schulen in Zürich und Chur einen höheren Männer-Anteil in der Primarlehrerausbildung aufweisen als St. Gallen. Unter dem Schlussstrich: viel warme Luft.
Quelle: Bundesamt für Statistik

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