2. September 2013

Kompetenzen als Markenzeichen des Lehrplans 21

Urs Moser verteidigt den neuen Lehrplan 21, insbesondere seine Orientierung an Kompetenzen. Daneben bleibe vieles, wie es war: Die Angst vor einer grossen Schulreform sei unbegründet.






Moser: Lehrplan ist nicht für die Lehrer gedacht. Bild: Universität Zürich

An Kompetenzen führt kein Weg vorbei, NZZ, 2.9. von Urs Moser

3 Kommentare:

  1. Als Leiter des Instituts für Bildungsevaluation sieht Moser fette Jahre vor sich. Seine Begeisterung für Kompetenzmessungen ist daher verständlich.
    Pikant: Für Moser ist der Lehrplan 21 nichts für Lehrer. Die sollen sich gefälligst an die vorgeschriebenen Lehrmittel halten. Da wissen wir wenigstens, woher der Wind weht: Die Bildungsevaluatoren sollen in Zukunft das Sagen haben, die Lehrer werden zu reinen Vollzugsbeamten degradiert.

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  2. Auf dem Niveau eines Heizungsthermostaten

    > Österreichs Bildungsministerium lässt sich die Unwirksamkeit von Bildungsstandards und Tests durch ein Gutachten attestieren

    Auch Österreich hat wie Deutschland und die Schweiz im Gefolge der Pisa-Studie Bildungsreformen verwirklicht, die durch Standards, Tests und Kompetenzorientierung die Bildungsqualität und die Zahl der Abschlüsse heben sollten. Dabei ist das Schulwesen im Alpenland eigentlich nicht den bildungsökonomischen Konzepten der OECD verpflichtet, sondern den Leitzielen seiner Bundesverfassung. Dort werden in Artikel 14 als Grundwerte der Schule “Demokratie, Humanität, Solidarität, Friede und Gerechtigkeit sowie Offenheit und Toleranz” genannt. Die Schüler sollen befähigt werden, “an den sozialen, religiösen und moralischen Werten orientiert Verantwortung für sich selbst, Mitmenschen, Umwelt und nachfolgende Generationen zu übernehmen”. Hier ist also ein hoher Anspruch an Bildung und Erziehung formuliert.
    Die sogenannte Output-Orientierung aber, auf die Österreichs Schulwesen ausgerichtet wurde, fragt allein nach bestimmten “Kompetenzen”, für die “Bildungsstandards” etabliert und in zentralen Tests abgefragt werden. Sicherlich sollen Schüler etwas können und wissen – auch das steht im Schulgesetz. Doch hört man auch von Österreichs Eltern und Lehrer wie in Deutschland, dass gerade dieses Können und Wissen abnimmt. Denn die “Kompetenzorientierung” trainiert eng umgrenzte funktionale Fertigkeiten und verdrängt die Bedeutung der Inhalte aus dem Bildungsgeschehen. “Bildungsstandards” führen zu einem auf Testbewältigung verengten Unterricht. Zudem sinkt das Niveau der Abschlüsse, weil man das von der OECD gesetzte Ziel verfolgt, die Abiturquoten um jeden Preis zu erhöhen. So führen auch im eigentlich gelasseneren Nachbarland als unsinnig wahrgenommene Reformen zu hektischer Betriebsamkeit an den Schulen, welche die übergeordneten pädagogischen Ziele in den Hintergrund drängt.

    Der ganze Artikel als PDF:
    Krautz: Auf dem Niveau eines Heizungsthermostaten

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    1. Lieber trendforscher
      Vielen Dank für den Hinweis! Die Kompetenzorientierung ist tatsächlich nicht so harmlos, wie uns Urs Moser weismachen will. Es fehlt z.B. auch der entscheidende Nachweis, dass outputgesteuerte Systeme wirklich auch bessere Schulleistungen nach sich ziehen. Das ist vergleichbar mit dem Vorverlegen des Fremdsprachenunterrichts, der ebenfalls ohne Fakten und Erfolgsaussichten durchgedrückt wurde.

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