Die
Zahl der Anwesenden zeigte, wie sehr das Thema den Eltern unter den Nägeln
brennt. Nicht weniger als 240 Mütter und Väter hatten sich zum
Informationsanlass für Eltern über die neue Fremdsprachendidaktik Passepartout
angemeldet. Und dies, obwohl die Eltern der Erst- und Zweitklässler an einem
separaten Anlass zum selben Thema informiert werden sollen.
Es ging
also um den Französischunterricht in den Primarschulen. In einem langatmigen
ersten Teil referierten Manuele Vanotti, kantonaler Projektleiter Passepartout,
Ursina Fehr, von der Leitung Weiterbildung und Kursleiterin in Englisch, sowie
Andy Thommen, Mitautor der Französisch-Lehrmittel «Mille feuilles» (3. bis 6.
Klasse) und «Clin d’oeil» (7. bis 9. Klasse).
Aufkommende
Fragen wurden nicht angenommen. Diese prasselten jedoch auf die Experten,
Schulvertreter und Schulvertreterinnen im zweiten – nach dem Geschmack der
meisten Anwesenden viel zu kurz geratenen Teil – regelrecht ein. Besonders
besorgt zeigten sich die Mütter und Väter, dass längst nicht bei allen Kinder
Fehler korrigiert und auch die Eltern zum Teil angehalten werden, dies nicht
zu tun. Begründet wird dies damit, dass den Mädchen und Buben die Freude an der
Sprache nicht vergällt werden solle.
Die
Kinder sollten ein Sprachbad nehmen, Französisch auf viele Arten erfahren und
ausprobieren, erklärten die Referenten. Grammatik und Regeln seien zwar
wichtig, stünden aber nicht im Vordergrund. Diese sollten die Kinder mit der
Unterstützung der Lehrkräfte mit der Zeit selbst entdecken und formulieren. Ein
Ansatz, der bei vielen Eltern Skepsis bis zu Kopfschütteln oder sogar Lachen
hervorrief.
Die Französisch-Experten versicherten, dass die Schüler nach den
bisherigen Erfahrungen die Lernziele erreichen würden. Anders erleben es
offenbar viele Eltern von Viert- und Fünftklässlern: Ihre Kinder würden kaum
Französisch sprechen oder verstehen, so der Tenor. Auch erhoben sich zahlreiche
Stimmen, dass die Kinder eine regelrechte Französisch-Aversion entwickelt hätten.
Doch es gab auch positive Voten, nach denen die Primarschüler Freude an der
neuen Sprache hätten.
Ganz
klar wurde, dass zu Hause zwei verschiedene Welten aufeinanderprallen, die
Verständigungsschwierigkeiten haben: Die schöne neue Sprachlernwelt der Kinder
und diejenige der Eltern, in der das Konjugieren, das Grammatik- und
Wörterbüffeln beim Erlernen einer Fremdsprache noch einen hohen Stellenwert
innehatten und nicht der Spass an der Sprache im Vordergrund stand.
Noch
offen ist, ob die neue Methode funktioniert oder mit dem früheren Modell die
Sprachziele rascher und besser erreicht wurden. Vermutlich braucht es eine
gesunde Mischung, bei der nicht über Bord geworfen wird, was sich jahrzehntelang
bewährt hat, aber Neues und vermehrt spielerische Elemente eingebaut werden.
Das Fazit der
Riehener Infoveranstaltung ist klar: Der Sprachunterricht in den Primarschulen
wird noch viel zu reden geben. Denn das Ei des Kolumbus scheint noch nicht
gefunden.Quelle: Basler Zeitung, 27.11. "Viele Fragen zu Frühfranzösisch" von Susanne Stettler
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