15. Dezember 2013

Gewerbeverband für Einheitsprüfungen

Mit einheitlichen Prüfungen sollen die Leistungen der Schüler verglichen werden können. Dies fordert der Direktor des Gewerbeverbands, Hans-Ulrich Bigler. "Damit würden die Fähigkeits-Checks überflüssig, welche viele Berufsverbände eingeführt haben". Weiter fehle es den Schülern an den notwendigen Basiskompetenzen in Deutsch und Mathematik. "Das erste Lehrjahr darf nicht darin bestehen, Mängel aus der obligatorischen Schule aufarbeiten zu müssen".



Bigler kritisiert auch den Lehrplan 21, Bild: news.ch

Gewerbeverband verlangt mehr Drill an den Schulen, NZZaS, 15.12. von René Donzé


Der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) kritisiert die Qualität der Schweizer Schulen. Und er befürchtet, dass sich die Situation mit dem Lehrplan 21 nicht etwa zum Besseren wendet. Der Verband, dem rund 300 000 Unternehmen in der Schweiz angehören, moniert Lücken in der Bildung der Jugendlichen. «Das erste Lehrjahr darf nicht darin bestehen, Mängel aus der obligatorischen Schule aufarbeiten zu müssen», schreibt der SGV in einem Schreiben an die Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK).
SGV-Direktor Hans-Ulrich Bigler spricht von einer «Tendenz, dass es den Schulabgängern ein Stück weit an Basiskompetenzen fehlt». In erster Linie in der Sprache und der Mathematik. Statistisch erhärten lasse sich dies zwar nicht, doch würden viele Lehrmeister und Berufsverbände solche Mängel monieren. Diese seien oft der Grund dafür, dass Jugendliche ihre Berufslehre abbrächen. Rund 90 Prozent der jungen Erwachsenen haben heute einen Berufs- oder Mittelschulabschluss. Bund, Kantone und Arbeitgeber haben sich das Ziel gesetzt, diesen Anteil auf 95 Prozent zu erhöhen. Dafür braucht es laut dem Gewerbeverband aber eine gute Schulbildung.
Was er darunter versteht, legt der SGV in seiner Eingabe zum Lehrplan 21 am Beispiel der Mathematik dar. Auf der Oberstufe ist eine derartige Fülle von Kompetenzen geplant, dass pro Position bloss zwei bis drei Lektionen zur Verfügung stehen. Für den SGV ist dies ein «verwirrendes Gemisch von Grundlagen, Übungen, Anwendungen und mathematischen Spielereien». Oft fehle der Bezug zur Lebenswelt der Jugendlichen. Damit werde ihre Unlust verstärkt, sich mit Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften zu beschäftigen.
Aus Sicht der Berufsbildung hingegen seien die Ansprüche an mathematische Kenntnisse und Fertigkeiten vom Umfang her eher bescheiden, schreibt der SGV. Viel wichtiger sei es, dass die Schulabgänger diese Grundlagen wirklich beherrschten. «Das sind Fertigkeiten, bei denen ein gewisser Drill angebracht ist, auch wenn das Wort in der Pädagogik verpönt ist.»
Dem Präsidenten des Schweizer Lehrerverbandes (LCH), Beat Zemp, geht die pauschale Kritik des Gewerbes zu weit. Immerhin habe die Schweiz im jüngsten Pisa-Test hervorragend abgeschlossen. «Ich erwarte, dass dies auch der Gewerbeverband zur Kenntnis nimmt», sagt Zemp, der am Gymnasium Liestal Mathematik unterrichtet.
Mit lediglich 12 Prozent mathematisch schwachen Schülern ist die Schweiz international Spitze, nur gerade drei chinesische Provinzen schnitten signifikant besser ab. Beim Lesen liegt die Schweiz mit 14 Prozent leistungsschwachen Schülern hinter Finnland und Kanada in der Spitzengruppe. Um die Leistungsschwächen anzugehen, müsste laut Zemp vor allem in der frühkindlichen Entwicklung und Betreuung von Kindern aus bildungsfernen Familien angesetzt werden. «Damit könnten die kognitiven Leistungen erhöht werden.»
Gegen Drill hat Zemp indes nichts einzuwenden. «Es gibt durchaus Fähigkeiten, die eingeübt werden müssen, wenn sie jederzeit abrufbar sein sollen», sagt er. In anderen Fällen genügten aber Anwenderkenntnisse. Einig geht er mit dem Gewerbe in der Meinung, dass der Lehrplan überladen ist: «Wir müssen beim Lehrplan 21 nochmals über die Bücher und nach dem Prinzip von Pflicht und Kür die Fülle der Kompetenzen reduzieren.» Bereits haben die Erziehungsdirektoren signalisiert, dass sie in dieser Frage einlenken könnten.

In seiner Eingabe an die D-EDK fordert der Gewerbeverband weiter, dass die berufliche Orientierung als eigenständiger Fachbereich aufgeführt wird. Ebenso die Informatik und Computertechnologie (ICT). Zudem sollen Tests eingeplant werden, die eine Vergleichbarkeit der Leistungen ermöglichen. «Damit würden die Fähigkeits-Checks überflüssig, welche viele Berufsverbände eingeführt haben», sagt Bigler.

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