15. Dezember 2013

Lehrer zweifeln an Integration

Für die Mittelstufenlehrer im Kanton Zürich ist die Integration gescheitert. Sie wollen zurück zum alten System. 80 Prozent sind der Ansicht, dass nicht alle Kinder in den Regelunterricht integriert werden können, und 70 Prozent wollen zurück zum System mit Kleinklassen.
Schwierige Schüler: Zürcher Lehrer fordern wieder Kleinklassen, NZZaS, 15.12. von René Donzé


Mit der Integration schwieriger, behinderter und schwacher Schüler tun sich viele Lehrer schwer. Überforderung und fehlende Finanzen sind in vielen Kantonen ein Thema. Auch Christoph Eymann, Präsident der Erziehungsdirektorenkonferenz, bezeichnete jüngst die integrative Förderung als «grosse Baustelle».
Noch deutlicher wird Harry Huwyler, Präsident der Zürcher Kantonalen Mittelstufenkonferenz (ZKM): «Die Integration ist in dieser Form gescheitert.» Zu diesem Schluss kommt er nach der Auswertung einer Online-Umfrage bei den Lehrern der vierten bis sechsten Klassen im Kanton: Drei Viertel der Antwortenden sind unzufrieden mit der Integration, 80 Prozent sind der Ansicht, dass nicht alle Kinder in den Regelunterricht integriert werden können, und 70 Prozent wollen zurück zum System mit Kleinklassen. Diese sind im Kanton Zürich zwar nicht verboten, wurden aber in den meisten Gemeinden abgeschafft: Zum einen, weil das Volksschulgesetz die Integration «wenn möglich» verlangt. Zum anderen, weil in kleineren Gemeinden zu wenig Stellenprozente für spezielle Gruppen vorhanden sind. Die Stadt Zürich hat alle Kleinklassen aufgehoben. Nun will die ZKM eine grundsätzliche Diskussion wieder anstossen. «Es braucht zusätzliche Mittel für die Schulgemeinden, damit sie wieder Kleinklassen bilden können», sagt Huwyler.
An der Umfrage haben nur 15 Prozent der Mittelstufenlehrpersonen teilgenommen. Der kantonale Volksschulamtschef, Martin Wendelspiess, will eine Umfrage nicht kommentieren, deren Wissenschaftlichkeit er nicht kenne. Er verweist auf eine Studie der Universität Zürich, nach der über 80 Prozent der Lehrer die Integration positiv beurteilten. Jedoch waren auch dort nur gut 40 Prozent der Meinung, dass diese unter den gegebenen Voraussetzungen machbar sei.
Ein ähnliches Bild zeigt eine Untersuchung in der Stadt Zürich: positive Einstellung der Lehrer, Zweifel an der Umsetzbarkeit mit den vorhandenen Ressourcen. Für Schulvorsteher Gerold Lauber kommt ein Zurück zu Kleinklassen nicht infrage: «Der Grundsatz ist die Integration. Dafür gibt es gute pädagogische, aber auch soziale Gründe.»

1 Kommentar:

  1. Für die eine sinnvolle Integration muss man die folgende Frage mit Ja beantworten können. Dazu braucht es keine teuren, meist nutzlosen Studien und Umfragen:

    "Hat das Kind eine Chance im neuen Klassenverband in irgendeinem Fach einige Male zu den Besten zu gehören?". Wenn die Antwort Nein lautet, geht es
    weder um Chancengleichheit noch um Qualitätsverbesserung, sondern um Ideologie zulasten des Kindes. Die flächendeckende Total-Integration, die mit der Abschaffung der Kleinklassse zwangsweise von oben durchgesetzt wird, fällt bei dieser Frage im vorneherein durch, weil die Frage gar nicht gestellt wird.

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