17. Dezember 2013

Lehrplan 21 im Gegenwind

650 Lehrerinnen und Lehrer haben bis zur Stunde ein Memorandum unterzeichnet, in dem sie ihre Kritik am Lehrplan 21 äussern. Sie befürchten, dass sie diesen im Schulalltag nicht umsetzen können. Nachdem sie bei anderen Gelegenheiten von Bildungsbürokraten gerne als ewige Stänkerer und Reformverweigerer abgetan wurden, erhalten sie jetzt Sukkurs von Erziehungswissenschaftlern und Wirtschaftsleuten. Der Wirtschaftsprofessor Mathias Binswanger beispielsweise sagt, dass mit dem Lehrplan 21 das Wissen und das Lernen zu kurz kämen. Gefördert werde stattdessen eine inhaltslose Geschwätzkultur. 
ehrer kritisieren Lehrplan 21 scharf, Basler Zeitung, 17.12. von Franziska Laur

 Seiner Meinung nach will der Lehrplan 21 die Schulen auf politisch korrektes, normiertes Mittelmass zurechtstutzen. So sieht beispielsweise der Kompetenzbereich «Konsum und Lebensstil» im Lehrplan 21 vor, «Jugend­liche in ihrem Verhalten zu steuern und sie zu nachhaltig konsumierenden Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu erziehen».
Die Kritik der Lehrer zielt in eine ähnliche Richtung. Sie argumentieren, das Werk strotze vor inneren Widersprüchen, löse enorme Kosten ohne pädaogischen Mehrwert aus und trage missionarische Züge. Ausserdem sei der 557-seitige Lehrplan viel zu monumental und lasse den Lehrpersonen keinen Freiraum.
Die Lehrplan-21-Geschäftsleitung hat ihren Sitz in Luzern, dort, wo alles seinen Anfang genommen hat. Im Jahr 2006 hatten sich die Innerschweizer Bildungsdirektoren geschworen, nie mehr die Anpassung ihrer Lehrpläne ­alleine zu machen. In den folgenden Jahren konnten sie die Bildungsdirektoren der anderen Deutschschweizer Kantone für die Idee eines gemeinsamen Lehrplans gewinnen. Vier Jahre lang arbeiteten darauf Arbeitsgruppen mit insgesamt 90 Personen im stillen Kämmerlein an dem Werk, das schliesslich sechs Millionen Franken und die Lehrer viel Nerven kosten wird. Für die Kinder jedoch dürfte es, auch nach Ansicht von Erziehungswissenschaftlern, keinen Mehrwert bringen. 

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