27. Januar 2014

Sinn und Unsinn von Grosskundgebungen

Im Aargau rüstet man sich für die geplante Gross-Demo. Bildungsdirektor Hürzeler gibt gleich mal den Tarif durch: "Es dürfen keine Lektionen ausfallen". Interessant finde ich die Frage, ob es Sinn macht, gegen die geplanten Sparmassnahmen zu demonstrieren. Die Meinungen in der Lehrerschaft sind gespalten.
Alex Hürzeler: "Wegen der Lehrer-Demo darf die Schule nicht ausfallen", Aargauer Zeitung, 27.1. von Fabian Muster


Am 6. Mai gehen die Lehrer auf die Strasse statt in die Schule: Mindestens 2222 von ihnen sollen sich vor dem Grossratsgebäude in Aarau versammeln, um gegen das Sparpaket der Regierung zu demonstrieren. Der kantonale Lehrerverband hofft sogar auf 5000 Demo-Teilnehmer – das wären rund die Hälfte aller Aargauer Lehrer.
Diese Ankündigung sorgt derzeit für heisse Diskussionen. Die Kritik kommt sogar aus den eigenen Reihen: «Ich glaube nicht, dass die Demo etwas bringen wird», sagt SVP-Grossrätin Tanja Suter, die an der Kreisschule Regio Laufenburg Sekundarschüler unterrichtet.
Sie selbst werde jedenfalls in Aarau nicht dabei sein.
Ihr Parteikollege Richard Plüss pflichtet ihr bei: «Es wäre für die Lehrer nützlicher, sich auf politischer Ebene zu den Sparmassnahmen zu äussern, statt mit Angstmacherei und Druckmassnahmen wie einer Demo gross einzufahren.» Dass die Schule ihren Anteil am Sparpaket leisten muss, ist für beide SVP-Politiker klar.
Eine Flut an E-Mail 
Noch drastischer sagt es FDP-Grossrat Hansueli Bühler: «Die Demo könnte kontraproduktiv sein.» Es sei nicht ausgeschlossen, «dass das Parlament trotzdem Ja sagt zu den vorgeschlagenen Sparmassnahmen». Man werde derzeit mit E-Mails und Briefen aus allen Ecken regelrecht bombardiert. Doch in den Augen von Bühler trägt die Regierung eine Mitschuld an der heftigen Reaktion der Lehrer: «Es wäre politisch geschickter, in der Verwaltung zu sparen statt bei den Schulen.» Bühler ortet in der überbordenden Bürokratie grosses Potenzial.
Unterricht darf nicht ausfallen
Andere Parlamentarier erachten eine Demo als legitimes Recht der Lehrer, sich zu wehren. Für die BDP-Grossrätin Maya Bally muss der Aufmarsch aber ganz klar einem Ziel untergeordnet sein: «Wir brauchen eine aktive Diskussion darüber, was die Sparmassnahmen in der Schule für Folgen haben.»
Von einer Demo um der Demo willen hält sie nichts. Ähnlich argumentiert CVP-Grossrätin Marianne Binder. Die Lobbyarbeit der Lehrer gehöre zum demokratischen Prozess – auch auf der Strasse. Trotzdem dürfe man eine Grundfrage nicht aus den Augen verlieren: Wo schadet oder nützt eine Sparmassnahme dem Kind? Dies zu beurteilen, sei Aufgabe der Politik, nicht der Lehrer.
Was sagt Bildungsdirektor Alex Hürzeler zu den Demo-Absichten der Lehrer? «Allen Bürgern steht es frei, ihre Meinung auf diese Art kundzutun», lässt er schriftlich ausrichten. Es müsse aber sichergestellt sein, dass wegen der Kundgebung keine Schulstunden ausfallen. Ob die Demo einen Einfluss auf den parlamentarischen Prozess hat, will er offenlassen.

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