11. Februar 2014

Kantonsräte wollen mitbestimmen

Wenn es um die Einführung des Lehrplans 21 geht, dann wollen die Thurgauer Kantonsräte mitbestimmen. Nichts davon wissen will die Bildungsdirektorin Monika Knill.


Als Nicht-Harmos-Kanton will der Kantonsrat die Mitsprache sichern, Bild: Reto Martin

Um den Lehrplan 21 rumort es, St. Galler Tagblatt, 11.2. von Christof Widmer


Auf die Zuschauerbank verbannt sein, wenn der Lehrplan 21 eingeführt wird – diese Aussicht behagt nicht allen Thurgauer Parlamentariern. Zumindest in der SVP-Fraktion gärt es. Eine Gruppe Kantonsräte will erreichen, dass der Grosse Rat ein Wort mitzureden hat bei der Einführung des umstrittenen Deutschschweizer Lehrplans im Thurgau. Heute sind Lehrpläne ganz in der Kompetenz des Regierungsrats. Um den Lehrplan 21 einzuführen, braucht es keinen Beschluss des Grossen Rats.
Einer, der das ändern will, ist der Arboner SVP-Kantonsrat Andrea Vonlanthen: «Die Regierung darf den Lehrplan nicht am Parlament vorbeischmuggeln.» Es handle sich um eine so folgenschwere Angelegenheit, dass die Volksvertreter darüber entscheiden müssten.

Thurgau lehnte HarmoS ab

Immerhin sei das HarmoS-Konkordat im Thurgau abgelehnt worden, sagt Vonlanthen. Darum sei es heikel, wenn der Lehrplan ohne politische Diskussion in Kraft gesetzt werde.
Auch SVP-Kantonsrat Urs Schrepfer (Busswil), selber Schulleiter und Schulpräsident, bemängelt, dass der Grosse Rat heute keine Möglichkeiten hat, über den Lehrplan mitzubestimmen. «Wir sind dabei, alle Möglichkeiten auszuloten, wie wir Einfluss auf den Lehrplan 21 nehmen können», bestätigt er. Unter SVP-Kantonsräten fänden Gespräche statt, um den richtigen Weg zu finden. Möglich sei ein parlamentarischer Vorstoss.
Schrepfer geht es nicht nur um den Inhalt des Lehrplans, sondern auch um den Zeitpunkt seiner Einführung: «Wieso sollen wir zu den ersten Kantonen gehören, die den Lehrplan einführen?» Andere Kantone sehen den Lehrplan erst ab dem Schuljahr 2017/18 vor. Zu einem späteren Zeitpunkt stünden aber mehr lehrplankonforme Lehrmittel bereit, sagt Schrepfer.
Auch Kantonsrat Vonlanthen bezeichnet die Vorbereitungen zur Einführung des Lehrplans im Thurgau als überstürzt. Das Amt für Volksschule organisiere schon grosse Tagungen, ohne dass eigentlich bekannt sei, was eigentlich im Lehrplan stehe.

Knill: «Gesamtverantwortung»

Erziehungsdirektorin Monika Knill verteidigt die Kompetenzen des Regierungsrats: «Es ist richtig, dass der Regierungsrat die koordinierende integrale Gesamtverantwortung für Lehrpläne und Stundentafeln innehat.» Die verschiedenen Lehrpläne müssten aufeinander abgestimmt auf weiterführende Schulen ausgerichtet werden. Der Regierungsrat habe sich bei der Einführung früherer Lehrpläne nie den Vorwurf eingehandelt, unverantwortlich gewesen zu sein, sagt Knill. «Wir wollen die Volksschule Thurgau auch in Zukunft nicht mit einem Schnellschuss konfrontieren.»
Inhaltlich habe der Kanton mit der eigenen Vernehmlassung zum Lehrplan die grösstmögliche Mitbeteiligung für Verbände und Parteien ermöglicht. «Ich bin überzeugt, dass vieles in der Überarbeitung aufgenommen wird», sagt Knill.
Was den Zeitpunkt der Einführung des Lehrplans 21 betreffe, sei zudem noch gar nichts entschieden, sagt Knill. Der Lehrplan befinde sich nach der Vernehmlassung in der Überarbeitung. Dann, wenn das fertige Dokument vorliege, könne entschieden werden, ob der bisherige Zeitplan richtig sei.

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