14. April 2014

Lehrplan schwächt Lehrer

Ist es wirklich ein Fortschritt, wenn statt über 4700 Kompetenzen neu nur noch 3800 zu vermitteln sind? Selbst für die Lehrplan-Macher ist es schon schwierig genug, den Unterschied zwischen bisherigem Wissen und Können und der neuen Kompetenzorientierung zu erklären. Und weshalb gerade eine Reduktion um 20 Prozent? Warum nicht 15 oder 75 Prozent? Polittaktik schlägt pädagogische Grundsätze. Falls der Lehrplan 21 je den Anspruch erhob, wissenschaftlich seriös aufgebaut zu sein, dann fragt man sich, wie man offenbar willkürlich 20 Prozent davon amputieren kann.

Trotz massiver Kritik von Lehrern und Bildungsspezialisten bleibt der Lehrplan grösstenteils so wie geplant. Doch ein schlechtes Menu wird nicht besser, wenn man die Portionen verkleinert. Wer, wie der LCH, lediglich mehr Zeit zur Umsetzung und Einführung fordert, akzeptiert doch diesen Lehrplan mit seiner fatalen Gleichschaltung von Ungleichem: Erst der neue Lehrplan erlaubt es, ein Deutschschweizer Bildungsmonitoring aufzuziehen und dafür noch mehr Geldströme weg vom Klassenzimmer und hinein in die Bildungsadministration zu lenken. Weiter wird ein didaktischer Einheitsbrei, wenn nicht wie bei den Fremdsprachen explizit verordnet, durch uniformierte Lehrmittel zumindest gefördert.

Und die Kosten? Nach wie vor bleibt unbekannt, was die Planung, Herstellung und Einführung, inklusive teurer Lehrerweiterbildungen, neuen Lehrmitteln und Beurteilungsinstrumenten kosten wird. Es geht doch um Grundsätzliches: Niemand wagt ernsthaft zu behaupten, dass die Leistungen unserer Schüler mit dem neuen Lehrplan besser würden. Gleichzeitig werden die Lehrer, der wichtigste Faktor einer guten Schule, noch stärker zu Vollzugsbeamten einer ungebremsten Evaluations-Bürokratie degradiert. Nein, danke!
Kommentar zur Überarbeitung des Lehrplans 21 von Urs Kalberer

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