13. Juni 2014

Berset macht weiter Dampf in Fremdsprachenfrage

Michael Schoenenberger - ein Anhänger von Primarfranz - berichtet über Alain Bersets Reaktion auf entsprechende welsche Fragen aus dem Ständerat. Der Bund warte ab, wie die für 2015 angekündigte Bildanz der Kantone zur Harmonisierung der Volksschule ausfalle. "Der Bundesrat ist überzeugt, dass das Erlernen einer zweiten Landessprache in der Primarschule für den Zusammenhalt des Landes essenziell ist", sagt Berset. (uk)



Primarfranz ist für Berset eine "höchst politische Frage", Bild: Keystone

Sprachenfrage wird politisch entschieden, NZZ, 13.6. von Michael Schoenenberger


Man wird das Gefühl nicht los, dass die Romands und die Tessiner die besseren Schweizer sind. Vor allem die Romands riefen der Deutschschweizer Mehrheit jüngst immer wieder in Erinnerung, wie wichtig die sprachliche Verständigung für den nationalen Zusammenhalt sei. Sie mögen das Beispiel Belgien vor Augen haben oder als Minderheit eine höhere Sensibilität für das Thema haben. Sicher aber ist, dass sie zu Recht an die Deutschschweizer appellieren, keine Dummheiten zu machen, die gravierende Konsequenzen haben können.
Doch irgendwie wollen diese Appelle in der Suisse alémanique nicht so recht ankommen. Munter gehen dort in einigen Kantonen die Bestrebungen weiter, nur noch eine Sprache in der Primarschule zu unterrichten – wobei dann das Englische an erster Stelle käme.
Berset lässt keine Zweifel offen
Am Freitag standen im Ständerat zwei Interpellationen auf dem Programm. Sowohl SP-Ständerat Christian Levrat (Fribourg) und sein FDP-Ratskollege Raphaël Comte (Neuchâtel) wollten vom Bundesrat wissen, was er zu tun gedenke, sollte der Unterricht in einer zweiten Landessprache weiter unter Druck geraten. Bundesrat Alain Berset liess in der kurzen Debatte keine Zweifel offen: Der Bund warte ab, wie die für 2015 angekündigte Bilanz der Kantone zur Harmonisierung der Volksschule ausfalle. «Der Bundesrat ist überzeugt, dass das Erlernen einer zweiten Landessprache in der Primarschule für den Zusammenhalt des Landes essenziell ist», sagte er in aller Deutlichkeit.
Sollte die Bilanz für die französische oder italienische Sprache negativ ausfallen oder vor 2015 in den Kantonen definitive Entscheidungen zu Ungunsten einer Landessprache fallen, werde der Bund von seinen subsidiären Kompetenzen Gebrauch machen.
«Eine höchst politische Frage»
Klar zum Ausdruck brachte Berset, dass es weder um eine Unterrichtsfrage noch um eine pädagogische Angelegenheit gehe. Man dürfe das Spiel nicht zu weit treiben, und man müsse aufpassen: «Das ist eine politische, eine höchst politische Frage», betonte der Freiburger. An der Entschlossenheit des Bundesrats, wenn nötig zugunsten der Landessprachen einzugreifen, kann es also keinen Zweifel mehr geben.

Erfreulicherweise blieb es nicht bei Wortmeldungen auf französisch, so dass Hoffnung keimt, diese wichtige Debatte über den Wert der Sprache möge in der Deutschschweiz von der technischen und utilitaristischen Ebene wegkommen. Es waren zwei Freisinnige, die sich pointiert äusserten. «Die jetzige Situation kann den nationalen Zusammenhalt aufs Spiel setzen», sagte Joachim Eder (Zug, fdp.). Die Entscheide in der Deutschschweiz würden in der Romandie als «Angriff auf die französische Kultur und Sprache» interpretiert. Deshalb sei die Sache nun politisch zu entscheiden. Ins gleiche Horn stiess der Zürcher Ständerat Felix Gutzwiller (fdp.), der vom Sprachfrieden sprach, den es unbedingt zu bewahren gelte. Ein Eingriff des Bundes in die kantonale Hoheit wird also im Stöckli nicht nur toleriert, sondern explizit gefordert.

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