15. Juni 2014

Informatik und Medienbildung fix in der Stundentafel

Schon ab der dritten Klasse sollen Schüler in Informatik unterrichtet werden. Das schlägt die Expertengruppe zum Lehrplan 21 vor.


Informatik soll nicht mehr als überfachliches Thema eingestuft werden, sondern fix in die Stundentafel integriert sein. Bild: fhnw.ch


Programmieren als Pflichtstoff, NZZaS, 15.6. von René Donzé



Mit dem Lehrplan 21 soll die Informatik ihren festen Platz im Unterricht erhalten. Geplant ist, dass sich die Kinder bereits ab der dritten Klasse eine Lektion pro Woche mit Computern, Programmen und neuen Medien auseinandersetzen. In der Oberstufe sollen es dann zwei Lektionen pro Woche sein. Das schlägt die Expertengruppe der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) vor, wie aus einem internen Papier hervorgeht.
Damit reagiert sie auf die Kritik an der ersten Fassung des Lehrplans 21. Dort waren Informatik- und Medienbildung nur als überfachliches Thema aufgeführt. Es wäre den Lehrern überlassen gewesen, wann und in welchem Fach sie den Schülern etwas über Computer beibringen wollen. Kritiker warnten davor, dass Schüler von wenig technologieaffinen Lehrern den Anschluss an die digitale Welt verpassen würden.
Mit dem nun vorliegenden Vorschlag sollen die Schüler in der ganzen Deutschschweiz auch in diesem Bereich gleich behandelt werden. «Informatik und Medienbildung sollen als Module mit einer festen zeitlichen Vorgabe im Lehrplan festgeschrieben werden», bestätigt Beat Zemp, Präsident des Lehrerverbands Schweiz und Mitglied der Arbeitsgruppe. Bei den jüngeren Schülern liegt der Fokus auf dem Umgang mit den neuen Medien, in der Oberstufe geht es vermehrt um Algorithmen, Programmierung und Computertechnologie. Doch: «Schon in der Primarschule sollen die Kinder auch einfache Programme selber schreiben», sagt Zemp. Hingegen wird die blosse Anwendung von Computerprogrammen in bestehende Fächer integriert. Das Maschinenschreiben findet im Deutschunterricht statt.
Letzte Woche wurde der Vorschlag mit Vertretern der Kantone, der Wirtschaft, der Lehrerbildung und der Lehrer diskutiert. Das Echo sei positiv gewesen, berichten Teilnehmer. Der Schweizerische Gewerbeverband spricht von einer guten Grundlage. «Es ist das Minimum, was die Schulen an Informatik- und Medienbildung vermitteln sollten», sagt die Bildungsverantwortliche Christine Davatz.
Ob die Ideen der Arbeitsgruppe ohne Abstriche umgesetzt werden, ist noch offen. Im Juli wird die Steuergruppe der D-EDK darüber entscheiden. Grösster Diskussionspunkt dürfte dabei die Finanzierung sein. «Die Kantone werden nicht alles, auch wenn es noch so sinnvoll erscheint, finanzieren können», sagt D-EDK-Präsident Christian Amsler. Zusätzliche Lektionen sind teuer, Abstriche bei anderen Fächern politisch schwer durchzusetzen. Zudem kostet die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen viel Geld. Amsler ist aber der Meinung, dass Informatik und Medienkompetenz «im Lehrplan 21 prominent Niederschlag finden muss».

Davatz befürchtet, dass die D-EDK die Lektionen für den Informatikunterricht zwar empfiehlt, nicht alle Kantone diese aber zur Verfügung stellen werden. «Dann hätten wir in diesem wichtigen Bereich keine Harmonisierung.» Darunter litten die Jugendlichen, denn: «Heute haben 90 Prozent der Berufslehren in irgendeiner Form mit Informatik und ihren Anwendungen zu tun.»

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