2. Juni 2014

Obergrenze von 20 Schülern ohne Chance im Zürcher Kantonsrat

Eine Initiative der EVP fordert eine Obergrenze von 20 Schülern pro Klasse. Eine Mehrheit des Zürcher Kantonsrats steht dem Anliegen kritisch gegenüber, weil es zu teuer wäre. Besser kommt ein Gegenvorschlag mit nur moderaten Kostenfolgen an.




Momentan liegt die Obergrenze bei 25 Schülern, Bild: Colourbox

Volksinitiative für kleinere Klassen fällt im Kantonsrat durch, SRF Regional, 2.6.


Die Volksinitiative «Mehr Qualität im Unterricht dank kleineren Klassen» hat das Ziel, dass in einer Klasse nicht mehr als 20 Schülerinnen und Schüler sitzen. Heute liegt die Obergrenze bei 25 Kindern. In Ausnahmefällen sind vorübergehend auch grössere Klassen möglich.
Eine tiefere Obergrenze würde deutlich mehr Klassen zur Folge haben, und dafür müssten über 1300 zusätzliche Lehrpersonen eingestellt werden. Kostenpunkt: 120 Millionen Franken. Für die Gegner der Initiative ist klar: Kanton und Gemeinden können sich das nicht leisten. Die EVP hingegen ist der Ansicht, dass die Gegner übertreiben: «Das sind Horrorszenarien», sagte EVP-Kantonsrat Johannes Zollinger. Schon heute liege die Grösse der meisten Schulklassen im Kanton nämlich im Rahmen. «Deshalb verstehen wir nicht, wie man auf zusätzliche 1300 Lehrerstellen kommt.» Trotzdem, neben der EVP unterstützt nur die SP die Initiative.
Mehr Unterstützung erhielt der Gegenvorschlag der Bildungskommission. Demnach sollen rund hundert neue Lehrerstellen geschaffen werden, die dann flexibel eingesetzt werden können, in jenen Schulen, wo Unterstützung nötig ist. Mit dem Gegenvorschlag müsste jährlich mit Mehrkosten von 15 Millionen Franken gerechnet werden. Alle Parteien, ausser FDP und SVP, sprachen sich für den Gegenvorschlag aus. FDP und SVP lehnen Initiative und Gegenvorschlag ab. Die Schlussabstimmung über das Geschäft findet erst bei der zweiten Lesung statt.
Während auf dem politischen Parkett immer wieder über grosse oder zu grosse Klassen gestritten wird, gibt es Lehrpersonen, die Tag für Tag vor grossen Klassen stehen. In Steinmaur zum Beispiel. Dort unterrichten Katharina und Christoph Meierhofer eine 6.-Klasse mit 28 Schülern und Schülerinnen - drei mehr als eigentlich erlaubt.
Vorübergehend dürfen Klassen überbelastet werden. So kann es im Schulzimmer ganz schön eng werden. Katharina Meierhofer: «Es ist zudem eine Herausforderung, dass man mit jedem Kind einmal pro Tag Kontakt hat.» Das Lehrer-Ehepaar, das sich in Steinmaur ein 150%-Pensum teilt, sieht aber auch Vorteile. Christoph Meierhofer: «Es kommen mehr Meinungen zusammen und die Kinder können ausweichen, wenn ihnen jemand nicht passt.» Auch Schulleiter Ueli Schwab äussert sich positiv: «Wenn die räumlichen Verhältnisse stimmen und wenn das Personal flexibel ist, dann geht es auch mit grossen Klassen.»


1 Kommentar:

  1. Das ist wieder einmal ein typischer Fall von Volksverdummung. 28 Schüler durch 1.5 Lehrer gibt eine Klassengrösse von 19 Schülern. Was als sogenannte Grossklasse propagiert wird, kommt finanziell gesehen, teurer als eine Normalklasse. Aber Grossklassen sind offenbar im Trend, deshalb die irreführende Propaganda mit Grossklassen aus dem ländlichen Raum. Die Nachteile von heutzutage in den Städten und Agglos meist sehr heterogenen Grossklassen, dass zum Beispiel leistungs- oder sprachschwache Schüler dort "untergehen" werden deshalb natürlich nicht genannt. Sind die Grossklassen einmal "etabliert" kann man dann immer noch aus "finanziellen Gründen" die zweite Lehrerstelle streichen.

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