5. Juni 2014

Wüthrich beugt sich

Nun ist es definitiv: Der Kanton Baselland wird den Lehrplan 21 nicht auf das Schuljahr 2015/16 einführen. Damit lenkt Bildungsdirektor Urs Wüthrich, der ursprünglich auf diesem Datum bestanden hatte, ein. Dies geschah kurz nachdem seine Partei (SP) ebenfalls Position für eine spätere Einführung bezogen hatte. Die DV des Baselbieter Lehrervereins bot Gelegenheit für die Parteien, sich zu verschiedenen schulpolitischen Themen zu äussern.




Wüthrich: "Sorgfalt vor Tempo", Bild: Basler Zeitung

Lehrplan 21 wird später eingeführt, Basler Zeitung, 5.6. von Thomas Dähler



Der umstrittene Lehrplan 21 wird auch im Baselbiet nicht bereits auf das Schuljahr 2015/16 eingeführt. «Den Anspruch, Sorgfalt vor Tempo zu stellen, werden wir beim Lehrplan 21 einlösen», erklärte Regierungsrat Urs Wüthrich gestern Nachmittag an der Delegiertenversammlung der Baselbieter Lehrerinnen und Lehrer in Sissach. Die Amtliche Kantonalkonferenz gab mehreren Politikerinnen und Politikern Gelegenheit, sich zur Bildungspolitik zu äussern.
Einen konkreten Einführungstermin für den Lehrplan 21 nannte Wüthrich in seinem Votum nicht. Die Bildungs-, ­Kultur- und Sportdirektion werde die Frage, welche Neuerungen wann eingeführt werden, sehr genau prüfen, versprach der Bildungsdirektor den Lehrerinnen und Lehrern. Dabei werde der Erneuerungsbedarf und der Ausbildungsbedarf berücksichtigt. Wüthrich nahm mit dem Versprechen den Ball auf, den ihm zuvor Ernst Schürch, der Präsident der Amtlichen Kantonalkonferenz, zugespielt hatte. «Wir brauchen mehr Zeit», hatte Schürch gefordert.
An der Versammlung nahmen mehrere Parteivertreter die Gelegenheit wahr, ihre Position zu den aktuell umstrittenen bildungspolitischen Fragen zu erklären. Durch Abwesenheit glänzten einzig FDP und SVP. Für eine rasche Einführung des Lehrplans plädierte ­niemand. Die beiden SP-Landräte Marc Joset und Christoph Hänggi warben für Geduld. «Lasst euch nicht verrückt machen», sagte Joset. «Wir müssen abwarten, was jetzt bei der Überarbeitung herauskommt», sagte Hänggi. CVP-Landrätin Christine Gorrencourt meinte nur, sie habe Verständnis für die Sorgen der Lehrpersonen. Deutliche Kritik am Lehrplan 21 übten Hector Herzig, der Parteipräsident der Grünliberalen, sowie der Grüne Jürg Wiedemann. Herzig kritisierte den Umfang des Lehrplans: «Weshalb braucht es 400 Seiten?» Und Wiedemann meinte, auch die Über­arbeitung werde nichts bringen – «weil sich nichts an der Philosophie ändert».
«Harmos ist als Idee gescheitert»
Wiedemann, Initiant der Harmos-­Ausstiegsinitiative, war nicht der einzige fundamentale Kritiker der Politik der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion. Auch BDP-Parteipräsidentin Marie-Therese Müller meinte, mit der beschlossenen Schulharmonisierung sei «nicht das herausgekommen, was uns versprochen wurde». Und Herzig sagte: «Harmos ist als Idee gescheitert.»
Vehement verteidigt wurde das Harmos-Konkordat von der Parteipräsidentin der Grünen, Florence Brenzikofer. Ihr Hauptargument gegen einen Austritt aus dem Konkordat: «Die Verunsicherung wäre zu gross.» Hänggi hielt einen Austritt sogar für gefährlich. Und Bildungsdirektor Wüthrich warnte davor, dass die Diskussion ein miserables Bild auf den Kanton Baselland werfe, und dieser riskiere, anderswo «nicht mehr ernst genommen zu werden».

Weniger Differenzen gab es beim Thema Integration. Die verschiedenen Votanten plädierten für einen Mittelweg zwischen Integration und Separation – «Integration nicht um jeden Preis», wie es Brenzikofer formulierte. Beim Entlastungspaket wagte kaum ein Politiker gegen die klar geäusserte Forderung der Lehrer anzutreten, die seinerzeit im Pensum eingeführte zusätzliche Lektion wieder zu streichen. Einzig BDP-Präsidentin Müller kritisierte die Haltung «Sparen ja, aber nicht bei mir».

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