6. August 2014

SP macht sich stark für Lehrplan 21

Die SP spricht sich deutlich für den Lehrplan 21 aus. Allerdings sei klar, dass dessen Umsetzung auch etwas koste. Der Unterricht in einer zweiten Landessprache soll notfalls in der Verfassung verankert werden.



Aebischer: Hinter der Kritik am Lehrplan 21 stehen "viel Unwissen und eine romantische Verklärung der Vergangenheit", Bild: NZZ


Plädoyer der SP für Lehrplan 21, NZZ, 6.8.

Pünktlich zum neuen Schuljahr, welches in vielen Kantonen nächste Woche anfängt, präsentierte die SP am Dienstag ihre politischen Forderungen für die Volksschule. Der Lehrplan 21 sei ein «Meilenstein» für die Harmonisierung der Schweizer Volksschule, sagte der Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer vor den Medien in Bern. Zwar sei dieser stellenweise noch überladen, doch die grundsätzliche Stossrichtung des Lehrplans mit der vielkritisierten Kompetenzorientierung sei richtig. Damit werde die Harmonisierung umgesetzt, welche das Volk mit dem neuen Bildungsartikel deutlich gutgeheissen habe.
«Verklärte Vergangenheit»
Es sei fahrlässig, wenn diverse Kantone und bürgerliche Politiker den Lehrplan 21 ausgerechnet jetzt - «in der Phase des letzten Schliffs» - torpedierten, so Aebischer weiter. Dahinter steckten viel Unwissen und eine «romantische Verklärung der Vergangenheit». Der Lehrplan gebe nur die Grundsätze vor, die Umsetzung obliege nach wie vor den einzelnen Lehrpersonen.
Die Partei kritisiert auch die Sparbemühungen diverser Kantone im Bildungsbereich. Diese seien umso fragwürdiger, als für die Umsetzung des Lehrplans 21 eher mehr Ressourcen benötigt würden, so Aebischer, der auch die nationalrätliche Bildungskommission präsidiert. Die Harmonisierung drohe damit an der Kürzung der Bildungsbudgets zu scheitern. Gerade jetzt sei es entscheidend, dass die kantonalen Bildungsämter genügend Geld zur Verfügung hätten, um die bevorstehende Umstellung des Lehrplans zu gewährleisten. Besonders gefährlich sei diese Entwicklung im Hinblick auf den Fremdsprachenunterricht.
Nationaler Zusammenhalt
Für den Zusammenhalt des Landes sei es nämlich unabdingbar, dass in der obligatorischen Schulzeit eine zweite Landessprache gelernt würde - idealerweise schon in der Primarschule. In mehreren Kantonen seien Bestrebungen im Gang, nur noch eine Fremdsprache zu unterrichten. Der Aargau kenne bereits heute nur noch ein «Pseudo-Obligatorium», eine zweite Landessprache zu unterrichten.
Die SP werde «bis zum Schluss dafür kämpfen», dass die Schüler in jedem Kanton in einer zweiten Landessprache unterrichtet würden. Falls nötig, müsse dafür das Sprachengesetz oder gar die Verfassung geändert werden. Die Partei kann dabei auf die Unterstützung ihres Bundesrates Alain Berset zählen; er hatte sich bereits in diese Richtung geäussert. Auf alle Fälle werde man nicht zulassen, dass weitere Kantone vorpreschten, den Unterricht der zweiten Landessprache faktisch abzuschaffen.
Doch nicht nur beim Fremdsprachenunterricht seien die Sparprogramme der Kantone im Bildungsbereich gefährlich. Die Reduktion von Klassengrössen und Stipendien sowie die zunehmende Privatisierung von Bildung nehme man nicht hin, sagte SP-Vizepräsident und Luzerner Kantonsrat David Roth. Die Bildung, «unser einziger Rohstoff, ja das Fundament der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zukunft der Schweiz», sei zunehmend bedroht. Gespart werde nicht nur bei Lehrerlöhnen und Lektionenzahl, sondern häufig auch auf Kosten der schwächsten Schülerinnen und Schüler. Den Preis dafür zahle die ganze Gesellschaft später via Arbeitslosenversicherung, IV oder Sozialhilfe.

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