1. September 2014

Kritik an ETH-Präsident

In der NZZ von letztem Donnerstag hat der Präsident der ETH Lausanne, Patrick Aebischer, dafür plädiert, in der Primarschule zunächst Englisch und erst später Französisch zu unterrichten. Diese Haltung stösst in der Westschweiz auf Kritik. Im Gespräch mit der «Sonntags-Zeitung» sagte etwa die Präsidentin der Westschweizer Erziehungsdirektoren, die Waadtländer Staatsrätin Anne-Catherine Lyon, Aebischer habe keine gesamtheitliche Sicht auf das Bildungssystem. Für einen ETH-Studenten sei Englisch möglicherweise wichtiger als eine zweite Landessprache. Das gelte aber nicht für die grosse Mehrheit der Romands.
Kritik an ETH-Präsident, NZZ, 1.9.


Ins gleiche Horn stösst auch der Freiburger CVP-Nationalrat Dominique de Buman. Aebischer vermische den Hochschul- mit dem nationalen Kontext, sagt de Buman auf Anfrage. «Nur weil Englisch in der akademischen Welt vorherrscht, gilt das nicht auch zwingend für die Schweizer Wirtschaft.» Gerade für Mitarbeiter von KMU seien die Landessprachen immens wichtig. Nicht zuletzt ist de Buman der Meinung, dass sich Aebischer als Präsident einer eidgenössischen Bildungsanstalt, die zum Teil mit Steuergeldern finanziert sei, etwas zurückhaltender hätte ausdrücken können.
Sukkurs für Gesetzesänderung
De Bumans Stimme hat in der Sprachdebatte Gewicht: Er ist Präsident der Vereinigung Helvetia Latina, die sich für eine stärkere Respektierung der Sprachenvielfalt in Bundesbern einsetzt. Die Organisation hat zwar noch keine offizielle Parole zum Fremdsprachenunterricht abgegeben, wird sich aber laut de Buman demnächst mit dem Thema befassen. Konkret wird die Organisation über den von verschiedenen Nationalräten geäusserten Vorschlag nach einer Änderung des Sprachengesetzes befinden. Gemäss Vorschlag soll neu im Gesetz verankert werden, dass auf Primarschulstufe eine zweite Landessprache unterrichtet werden muss. Welche Position Helvetia Latina einnehmen wird, ist zwar noch nicht bekannt. Die Haltung des Präsidenten der Vereinigung aber ist klar: «Die Stossrichtung stimmt.»

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