11. März 2016

Bündner Lehrerverband nach wie vor stramm hinter Lehrplan 21

Der Bündner Lehrerverband LEGR informiert in einem Rundmail, dass sich die Regierung voraussichtlich am nächsten Dienstag mit dem Lehrplan 21 befassen wird. Alles andere als ein Durchwinken ist angesichts der Stellungnahme des LEGR nicht zu erwarten. Markus Niederdorfer hat die Meldung des LEGR kritisch kommentiert und wirft der Geschäftsleitung LEGR vor, sie handle eigenmächtig, da die Mitglieder in dieser wichtigen Frage nicht konsultiert wurden. 
Nun kommt er, der Lehrplan 21 Graubünden, Geschäftsleitung LEGR mit Zwischenkommentaren von Markus Niederdorfer, 11.3.

fett: LEGR
kursiv: Markus Niederdorfer

Voraussichtlich am kommenden Dienstag befasst sich die Bündner Regierung mit dem Lehrplan 21 (LP 21). Schon jetzt läuft ein Email durch die Reihen der Bündner Lehrpersonen mit einem pdf der EKUD-Informationsbroschüre inkl. geplanter Lektionentafel, die dem Grossen Rat abgegeben worden sind. Diese beinhaltet vermutlich das, was Regierungsrat Jäger seinen RegierungskollegInnen zur Diskussion vorlegen wird. Die Geschäftsleitung (GL LEGR) kennt diese Broschüre an den Grossen Rat. Doch liegt sie uns nicht digital vor. Aufgrund dieser kursierenden Emails warten wir nun nicht wie geplant den Regierungsbeschluss ab, sondern senden euch die folgenden Informationen bereits heute zu.

Anm: Lieber spät, als gar nicht - scheint die Kommunikationsoffensive der LEGR GL sich zum Motto gemacht zu haben. Ohne dieses E-Mail mit der Aufforderung zu einer aktiven "Denkpause", da das ganze Projekt Lehrplan21GR noch zu viele Fragen offen lässt, wäre die Basis nicht in Kenntnis darüber gesetzt worden.
Der Bericht wird nicht dem Regierungsrat vorgelegt, sondern er kennt diesen schon seit Wochen. Die medienwirksame Pressekonferenz ist auf den 17. März geplant, bei der die Öffentlichkeit über "Nun kommt er der Lehrplan21GR" informiert wird. Der Druck, der auf den restlichen Regierungsräten lastet, ist gross.

Die Rückmeldung auf unsere kritische Stellungnahme war erfreulich. Unsere Stimme wurde gehört. Unsere Anträge und Überlegungen wurden allesamt fundiert geprüft und unsere Hauptanliegen ganz oder mindestens teilweise entgegengenommen.

Anm: Bei einem Projekt wie dem LP21GR geht es nicht darum, ob man erfreut ist, wenn einige Anliegen Zuspruch finden. Hier geht es allein um Interessen. Wer hat die LEGR GL ermächtigt, dieses Ergebnis als das bestmöglichste zu akzeptieren. Die Basis hatte ja keine Kenntnis davon bis am Freitag, dem 11. März 2016. 

Deshalb steht die Geschäftsleitung LEGR nach diesem Prozess nun hinter dem Lehrplan 21 Graubünden, wenn auch immer noch kritisch.

Anm: Spätestens jetzt müsse die Basis wachgerüttelt werden und eine "Denkpause" eingeschaltet werden. Die Zeit arbeitet immer für eine bessere Lösung. Die Schule ist nicht die Börse.

Auch wenn sehr viele unserer Anregungen und Kritikpunkte aufgenommen wurden, bleiben offene Fragen um ein paar Themen bestehen wie beispielsweise bei den Lehrmitteln, der Individualisierung in der 3. Oberstufe oder bei der Kompetenzenbeurteilung.

Anm: Die Lehrmittel und der Lehrplan 21 sind wie der Topf und der passende Deckel dazu. Ohne passenden Deckel, wird die Suppe nicht gelingen. Und die Deckel, welche zurzeit im Umlauf sind vermögen den Ansprüchen vieler Kinder und Lehrpersonen nicht zu genügen. So kann das Gericht nicht gelingen.

Die Wirtschaft verlangt nach klaren, aussagekräftigen Zeugnissen. Wie die LEGR GL selber festhält, herrscht hier noch eine Baustelle(siehe Punkt 8 im Bericht zu Handen Grossrat).

Auch kleinere Kröten gibt es zu schlucken. So zum Beispiel, dass Textiles und Technisches Gestalten - zwar dank unserer Intervention nicht mehr so stark wie ursprünglich geplant - aber dennoch leicht abgebaut wird.

Anm: Wer wusste von dem Abbau der Lektionen beim LP21GR? Wo wurde das im Team besprochen? Wie gross war die Unterstützung der anderen Verbände?

Seitens der Regierung wurde von Beginn an klar gemacht, dass keine Vorschläge aufgenommen werden, welche Änderungen des Schulgesetzes nach sich ziehen. So stehen unsere Forderungen nach einer Reduktion der Pflichtpensen für Lehrpersonen aufgrund der 39. Schulwoche oder die nach der Verbesserungen der Rahmenbedingungen der Kindergartenlehrpersonen nun auf einem anderen Papier. Wir bleiben dran.

Anm: Selbst hier gäbe es Spielraum. Wenn die LEGR GL der Auffassung ist, dass hier nachgebessert werden müsste, dann hätten die Delegierten die Meinung der Mitglieder einholen müssen, damit sie mit mehr Unterstützung der Basis zielführender verhandeln hätte können. Zeit hat es genügend.


Der LP 21 Graubünden und dessen Umsetzung stehen mitten im Prozess. Der LEGR hat sich gemeinsam mit den Schulsozialpartnerverbänden dafür eingesetzt, jetzt in den weiteren Prozess der Ausgestaltung des LP 21 Graubünden einbezogen zu werden, rspkt. aktiv begleiten zu dürfen. Die drei Präsidien dürfen und können fortan die Umsetzung des LP 21 Graubünden in einer sogenannten Resonanzgruppe kritisch begleiten und sich dort direkt einbringen. Unsere Mitwirkung ist also gefragt. Darüber freuen wir uns.

Anm: Vielleicht wäre es besser, wenn die LEGR GL sich aus diesem Prozess zurückzieht. So wären die Verantwortlichkeiten klarer und der Verband könnte wirklich mit breiter Unterstützung der Lehrpersonen zeitnah reagieren und effizienter Einfluss nehmen. Reformen können nur mit Lehrpersonen und nicht gegen Lehrpersonen erfolgreich umgesetzt werden.

Meine Fragen zur Rolle der LEGR GL wurden in diesem Schreiben nicht beantwortet:

  • Weshalb wurden diese Informationen erst auf massivem Druck freigegeben?
  • Weshalb fehlen im Bericht zu Handen Grossrat als auch in diesem Communiqué konkrete Aussagen darüber, dass die Lehrperson auch zukünftig ergänzend zum Unterricht eigenes Arbeitsmaterial und ergänzende Lehrmittel verwenden darf?
  • Die Methodenfreiheit zum Erreichen der Unterrichtsziele ist der Hauptpfeiler im Klassenzimmer. Auch darüber steht nichts im Bericht und im Schreiben des LEGR GL, weshalb?
  • Die Auswirkungen auf die Kosten der Schulträgerschaft sind in keinem Wort erwähnt. Meiner Meinung nach, sind die Mitglieder des LEGR ihrer Schulgemeinde gegenüber ebenso moralisch verpflichtet wie gegenüber dem EKUD.


Es ist mir bekannt, dass der Lehrplan21 keinen Aussagen betreffend Umsetzung in den Kantonen macht. Deshalb wäre es wünschenswert gewesen, wenn entweder im Bericht des EKUDs an den Grossen Rat diese Stellen so formuliert worden wären, dass es keinen Spielraum für Interpretation gäbe. Der Kanton Wallis hat solch ein Versprechen an die Lehrpersonen abgegeben, damit diese in aller Ruhe ihre Arbeit nachgehen können.

Diese Erläuterungen dienen zur Stärkung des LEGR:
  • Denn mit einer "Denkpause" wird die Zeit gewonnen, welche dringend benötigt wird, um auf die Unsicherheiten klare Antworten zu finden.
  • Der Kanton Graubünden könnte von den Erfahrungen der anderen D-EDK profitieren.
  • Die Lehrpersonen erhalten geprüfte und erprobte Lehrmittel, die den Ansprüchen genügen.
  • Die Bündner Bevölkerung hat Harmos an der Urne abgelehnt. Deshalb ist es wohl auch klug, wenn sich der Kanton mit dem LP21GR noch Zeit lässt.

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