16. Juni 2016

Lehrer-Exodus

14 von 39 Lehrern verlassen die Sekundarschule Rümlang-Oberglatt per Ende Schuljahr. 
14 Lehrer verlassen das Worbiger, Zürcher Unterländer, 15.6. von Caroline Bossert


Heute führt die Sekundar­schule Rümlang-Oberglatt die drei ­Abteilungen A, B und C ­ohne Niveaustufen. Dies soll sich nun ändern. Ab kommendem Schuljahr wird jahrgangsweise ein neues Modell eingeführt. Dieses sieht die beiden Abteilungen A und B vor sowie Niveaustufen in den Fächern Mathematik und Englisch. In den Niveauklassen werden A- und B-Schüler, welche die gleichen Leistungsniveaus aufweisen, zusammen unterrichtet.
Alle anderen Fächer werden die Schüler im Klassenverband besuchen. Auch werden keine neuen Lernmodelle eingeführt, wie etwa das selbst organisierte Lernen, das in anderen Gemeinden umstritten ist. Atelierunterricht kann in der Sek Rümlang-Oberglatt seit Jahren in der 3. Sek als Wahlfach gewählt werden. Dort können die Schüler an selbst bestimmten Themen ar­bei­ten, um individuelle Lücken zu schliessen und damit für die Berufsschule anschlussfähig zu werden, wie Schulpflege­prä­siden­tin Tonja Züllig ausführt.

Fünf Pensionierte
Obwohl die Veränderungen mo­de­rat erscheinen, verlassen 14 Lehrer auf Ende Schuljahr das Schulhaus. Unter ihnen würden sich auch langjährige Lehrpersonen finden. Die Gründe für den Weg­gang seien jedoch unterschiedlich. «Fünf Lehrpersonen gehen in den Ruhestand», relativiert Züllig. Von drei weiteren sei seit längerem bekannt, dass sie sich beruflich neu orientieren wollten. Diese hätten nun die passende Stelle gefunden. «Uns ist aber auch bewusst, dass einzelne Kündigungen auf die laufenden Veränderungen zurückzuführen sind», erklärt die Schulpflegepräsidentin.

Welche Gründe dahinterstecken, darüber könne sie nur Vermutungen machen: «Zum einen ist es eine Glaubensfrage, ob man für oder gegen Niveaustufen ist.» Zum anderen verlange das neue Modell von den Lehrern viel mehr Zusammenarbeit, da die Klassen nicht immer gleich zusammengesetzt sind. Auch das gefalle nicht jedem.

Probleme für das neue Schuljahr würden sich dadurch nicht ergeben. Bis zu den Frühlings­ferien sei es gelungen, sämt­liche Klassenlehrstellen mit neuen, kompetenten und motivierten Lehrpersonen zu besetzen, teilt die Schule mit.

Besser auf Stärken eingehen
Weshalb im Worbiger nun auf ein neues Modell gesetzt wird, erklärt Züllig so: «Im Schulalltag stellten wir vermehrt fest, dass unser jetziges Schulmodell relativ unflexibel ist.» Auf Stärken und Schwächen von Schülern konnte man bisher nicht eingehen. «Ein B-Schüler blieb im B, auch wenn er in der Mathematik problemlos dem Unterricht in einer A-Klasse hätte ­folgen können», führt sie als Beispiel auf. Im neuen Modell könnte künftig ein solcher B-Schü­ler in Mathematik die höchste Niveaustufe I besuchen, zusammen mit A-Schülern.

Im Kanton Zürich sind solche Niveaustufen in den vier ­Fächern Deutsch, Mathematik, Französisch und Englisch möglich, wobei eine Schule höchstens für drei Fächer Niveaustufen festlegen darf. Dass Rümlang-Oberglatt sich für Mathematik und Englisch entschieden hat, liege darin, dass dort das Leistungsgefälle am grössten sei.

Starke Beziehung zum Lehrer
Neben der Einführung von Niveau­stufen setzt die Sekundarschule im neuen Modell einen päda­gogischen Schwerpunkt auf Klassenratstunden und Coachingstunden der Klassenlehrpersonen. Während den Klassenratsstunden werden Klassenthemen behandelt sowie zentrale Begriffe des neuen Schulleitbildes näher behandelt. Als Beispiel nennt Züllig den Begriff Respekt. Diese Stunde soll das Klassen­gefüge und die Schüler-Lehrer-Beziehung stärken.

Beim Coaching wird den Klassenlehrpersonen der 1. Sek wöchentlich eine Stunde zur Ver­fügung gestellt, um mit den Schülern einzeln Standortgespräche zu führen. Der Klassenlehrer kann die Schüler beispielsweise während des Zeichnungsunterrichtes einzeln herausnehmen und während 15 bis 20 Minuten die aktuelle Situa­tion besprechen. «Diese Schwerpunkte wurden gesetzt, weil Forschungen immer wieder zeigen, dass für den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern die Beziehung zur Lehrperson zentral ist», führt Züllig aus und verweist etwa auf die Hattie-Studie.

Trotz den vielen Verände­run­gen blieben bisher die Wogen im Worbiger ruhig. Das neue Schulmodell wurde den Eltern der künftigen Erstklässler bereits am Begrüssungsanlass im November 2015 vorgestellt. Dabei habe es ledig­lich einige organisatorische Fragen gegeben. Reaktionen auf die Lehrerabgänge sind Züllig keine bekannt. 


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