21. August 2016

Keine Chance für Verbesserung der Lehrerbildung

Die Bemühungen im Baselbieter Parlament, die Lehrerausbildung an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (PH Nordwestschweiz) zu verbessern, sind weitgehend gescheitert. Mehr als marginale Anpassungen konnten Baselbieter Parlamentarier nicht erreichen, und dies, obwohl der Landrat noch im vergangenen Frühling zusätzliche Abklärungen in Auftrag gegeben hatte.
Die PHNW nimmt nur marginale Änderungen an der Lehrerausbildung vor, Bild: Peter Schnetz
Baselbieter Aufstand bleibt erfolglos, Basler Zeitung, 18.8. von Thomas Dähler
Die Bildungs-, Kultur- und Sportkommission des Landrats hat die Postulate von Marc Joset (SP), Thomas Bühler (SP) und Jürg Wiedemann (GU) einstimmig abgeschrieben. Damit bleibt im Bereich der Lehrerausbildung nur noch das Schicksal der Volksinitiative «Ja zu fachlich kompetent ausgebildeten Lehrpersonen» offen. Diese allerdings hat an der Urne wenig Aussicht auf Erfolg: Zu radikal ist die Forderung, Absolventen der eigenen Pädagogischen Hochschule bei der Anstellung nicht mehr zu berücksichtigen. Die Initiative wird Anfang September vom Landrat behandelt. Die Volksabstimmung dürfte im November oder im Februar stattfinden.
Nur kleinere Teilerfolge
Noch im vergangenen November wollte der Landrat dem noch unter dem früheren Bildungsdirektor Urs Wüthrich formulierten Antrag auf Abschreibung des Vorstosses von Marc Joset zur Fachausbildung nicht folgen. Joset und die von ihm vertretene interkantonale Gruppierung «für eine verbesserte Sekundarlehrer-Ausbildung» hofften jedoch vergeblich auf die neue Bildungsdirektorin Monica Gschwind: Auch unter ihr konnten lediglich kleinere Teilerfolge erzielt werden. So hat die PH Nordwestschweiz inzwischen die Ausbildungsanforderungen pro Fach erhöht, allerdings unter Einschluss der Fachdidaktik. Ausserdem wurde erreicht, dass die Möglichkeit geprüft wird, auf dem alternativen universitären Ausbildungsweg ein drittes Fach zuzulassen. Heute sind angehende Sekundarlehrer, die den Weg über die Universität nehmen, gegenüber jenen, die nur an der PH Nordwestschweiz studieren, benachteiligt: Sie können ein Fach weniger unterrichten und sind im Kanton Baselland lohnmässig schlechter gestellt. Was bleibt: das Bekenntnis der Baselbieter Regierung, sie sei für eine «solide fachspezifische Ausbildung». Und: Im Vergleich mit den Hochschulen anderer (Deutschschweizer) Kantone schneide die PH Nordwestschweiz schon heute sehr gut ab.
EDK intervenierte
Chancenlos blieb auch das Anliegen von Thomas Bühler, der für Primarlehrer eintritt, die alle Fächer unterrichten können. Aufheben wollte Bühler die Pflicht der Studierenden, bei der Primarlehrerausbildung zwingend entweder auf den Sport oder die Musik verzichten zu müssen. Die Abwahl eines Fachs abzuschaffen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Offen bleibt einzig das Angebot an die Lehrkräfte, das abgewählte Fach nach Abschluss der Ausbildung nachträglich zu studieren. Zwar hat die PH Nordwestschweiz einen Pilotversuch mit einem freiwilligen Zusatzfach gestartet. Doch dieser musste eingestellt werden, nachdem die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) intervenierte und den Versuch als Zuwiderhandlung gegen die EDK-Richtlinien klassifizierte. Der Kommission blieb nur die Abschreibung des Postulats.

«Viel Theorie und Forschung, wenig Praxis»: Unter diesem Titel hatte Jürg Wiedemann versucht, bei der Primarlehrerausbildung auf eine bessere Verknüpfung von Theorie und Praxis zu drängen. Wiedemann ist mit der Kritik nicht allein: 2013 hatte auch der Fachhochschulrat der Fachhochschule Nordwestschweiz eine bessere Verbindung von Theorie und Praxis angemahnt. Doch viel verändert hat sich nicht. Eine einseitige Erhöhung der berufspraktischen Ausbildung erachtet die Regierung – und mit ihr auch die Bildungskommission des Landrats – als «nicht zielführend». Immerhin hat die PH Nordwestschweiz inzwischen ein System eingeführt, das bei der praktischen Ausbildung auf eine Zusammenarbeit mit sogenannten Partnerschulen baut, mit denen entsprechende Vereinbarungen abgeschlossen wurden. Die Bildungskommission, die Bühlers Vorstoss abschreibt, würdigt das grosse Potenzial dieses Partnerschulmodells.


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