Der Aargauer Lehrerinnen- und Lehrerverbands (alv) kritisiert die neusten
geplanten Sparmassnahmen. Präsidentin Elisabeth Abbassi warnt vor der
Aushöhlung des Bildungssystems und gibt sich kämpferisch.
Abbau bei Fächern und Lektionen, Streichungen
bei Unterstützungsangeboten, Pensenerhöhungen bei den Lehrpersonen, die dritte
Lohnnullrunde in Folge: Die Sparmassnahmen der Regierung treffen den Bereich
Bildung hart.
Deutliche Worte findet Elisabeth Abbassi,
Präsidentin des Aargauer Lehrerinnen- und Lehrerverbands (alv), für die
Abbaupläne im Volksschulbereich: «Jetzt geht es der Bildung im Aargau definitiv
an den Kragen!», sagt sie und erklärt, was das für die Schule konkret bedeutet.
An der Primarschule sollen weniger
Lektionen unterrichtet werden, es trifft auch Mathematik, Geschichte,
Geografie, Deutsch für Fremdsprachige; an der Oberstufe soll das
geometrisch-technische Zeichnen ganz gestrichen werden.
«Das sind letztlich wirtschaftsschädigende
Massnahmen», sagt Abbassi; genau jene Fächer, die zur von den KMU geforderten
Vorbereitung auf eine Berufslehre dienen, würden beschnitten. Und mit der
Kürzung des Deutschunterrichts werde die Integration fremdsprachiger Kinder
unnötig erschwert.
UMFRAGE
Abbassi hat gerechnet: Mit der neuen
Stundentafel hat künftig ein Schüler von der ersten bis zur sechsten Klasse im
Vergleich zur heute gültigen Stundetafel rund dreiviertel Jahre weniger
Unterricht. «Dieses Massnahmenpaket erschwert den Kindern und Jugendlichen
einen erfolgreichen Start ins Erwerbsleben.»
Dieser Abbau bedeute nichts anderes, als
dass der Kanton Aargau nur noch unterdurchschnittliche Bildung anbiete. «Für
den alv ist das eine inakzeptable Entwicklung», sagt Abbassi.
Unfreiwillig zum Teilzeitlehrer
Die Reduktion der Stundentafel an der
Primarschule hat für die Lehrpersonen drastische Auswirkungen: Das
Pflichtpensum für Lehrpersonen beträgt 28 Lektionen; künftig gibt es aber pro
Klasse nur noch 25 oder 26 Lektionen zu unterrichten. Für die allermeisten
Mittelstufenlehrkräfte ist es nicht mehr möglich, ein volles Pensum zu
arbeiten; das entspreche faktisch einem Lohnabbau von elf Prozent.
Die Konsequenzen sind für Abbassi klar: Der
Beruf verliert an Attraktivität, noch weniger Männer werden an der Primarschule
unterrichten wollen. Die Gleichung sei einfach, sagt Abbassi. Weniger
Bildungszeit führe zu weniger Bildungsqualität und letztlich zu weniger
Wohlstand. Mit solchen kurzsichtigen Sparübungen schränke man letztlich nur die
Lebensperspektiven der Kinder ein.
20'000 Franken weniger Lohn
Die dritte Lohnnullrunde in Folge für alle
Lehrpersonen prangerte alv-Geschäftsführer Manfred Dubach an. Heute verdiene
ein 30- bis 40-jähriger Primarlehrer rund 7000 Franken pro Jahr weniger als
noch vor 5 Jahren. Und im Vergleich mit den Nachbarkantonen liegt der
Jahreslohn der Aargauer Lehrer im Durchschnitt gar rund 20 000 Franken tiefer.
Die Folgen sind für Dubach klar: Das
Lohnsystem im Aargau sei nicht mehr konkurrenzfähig. Junge Lehrpersonen
verlassen bald nach der Ausbildung den Kanton. Immer öfter müssen deshalb
Lehrpersonen eingesetzt werden, die ungenügend ausgebildet sind, die Qualität
des Unterrichts nimmt ab. Deshalb fordert der alv: Nicht schon wieder eine
Lohnullrunde, dafür aber ein neues, marktgerechtes Lohnsystem, das dem Kanton
Aargau die verlorene Konkurrenzfähigkeit zurückgebe.
Der alv wird sich gegen die geplanten
Abbaumassnahmen wehren. Geplant sind verschiedene Protestaktionen.
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