Nach jahrelangen Querelen mit Teilen der Elternschaft gibt die
Schulpflege das Modell des altersdurchmischten Lernens auf.
Die Schule Zumikon kehrt zu Jahrgangsklassen zurück, NZZ, 24.8. von Walter Bernet
Nach wie vor steht der grösste Teil der Zumiker Lehrerschaft hinter dem
altersdurchmischten Lernen. Trotzdem gibt die Schulpflege das Modell nächstes
Jahr auf. Die fehlende Akzeptanz in der Gemeinde ist ein wichtiger, aber nicht
der einzige Grund.
Resignation sei es nicht, die zu
diesem Entscheid geführt habe, sagt Schulpflegepräsident Andreas Hugi (fdp.).
Man habe einfach die Konsequenzen aus einer gründlichen Analyse gezogen und
nach sechs Jahren beschlossen, das Modell des altersdurchmischten
Lernens (AdL) in der Schule Zumikon wieder aufzugeben. Dem
kühlen Entscheid vorausgegangen waren harte Jahre heisser
Auseinandersetzungen mit Teilen der Elternschaft und anderen
Einwohnern der Gemeinde. Über 1000 Personen hatten 2014 in einer Petition die
Rückkehr zu Jahrgangsklassen gefordert. Im Herbst kündigte darauf die
Schulpflege zwar den baldigen Abgang der Schulleiterin an, aber auch das
Festhalten am kritisierten Schulmodell.
Spürbarer Spardruck
Mit dem Amtsantritt des neuen Schulleiters Philipp Apafi im Mai des
letzten Jahres ist ein Prozess der internen und externen Evaluation in Gang
gesetzt worden, der nun zum einstimmigen, vom Schulleiter mitgetragenen
Entscheid der Schulpflege für die Rückkehr zu Jahrgangsklassen geführt hat. Ab
August 2017 sollen die Unter- und Mittelstufenklassen der Schule wieder als
Jahrgangsklassen geführt werden. Drei Hauptkriterien seien in der breiten Auslegeordnung
beurteilt worden, sagt Hugi. Über die Unterrichtsqualität, so habe sich
gezeigt, entscheide nicht die Organisationsform einer Schule. Gute Ergebnisse
seien mit beiden Modellen zu erreichen. Den Ausschlag hätten deshalb die beiden
andern Kriterien gegeben.
Erstens habe das AdL-Modell in den letzten Jahren zu immer grösseren
organisatorischen und logistischen Problemen geführt. Die Stundenplan- und
Pensengestaltung im Fremdsprachen- und Fachunterricht sei komplizierter, die
Verhandlungen mit dem Kanton über die Zuweisung von Stellenprozenten seien
härter geworden. Noch vor sechs Jahren habe man vom Volksschulamt mehr
Unterstützung erlebt. Die anspruchsvolle Unterrichtsformerfordere
eine engere Begleitung der Lehrkräfte mit Weiterbildungen. Das alles werde in
Zeiten des Spardrucks noch schwieriger. Und zweitens sei es in den letzten
Jahren nicht gelungen, für AdL die Akzeptanz der Eltern zu gewinnen. Eine
Befragung habe gezeigt, dass die Zumiker zwar Vertrauen in die Schule und die
Lehrer hätten, nicht aber in das bestehende Schulmodell.
Zumikons Elternschaft ist fordernd und gilt nicht als besonders
pflegeleicht. Viele Eltern erwarten, dass ihre Kinder den Sprung ins Gymnasium
schaffen. Dass mit dem Entscheid nun längerfristig Ruhe im Dorf einkehrt,
scheint nicht zu den primären Erwartungen Hugis zu gehören. Hingegen betont er,
dass der Beschluss der Schulpflege nicht die Rückkehr auf Feld 1 bedeute. Es
gehe darum, die Schule weiterzuentwickeln. Bereits im September wird dieser
Prozess in Angriff genommen.
Dazu gehören auch Einzelgespräche mit den Lehrkräften über ihre
künftigen Rollen im Team. Der Entscheid sei von diesen kritisch, aber auch
konstruktiv aufgenommen worden. Gerne würde Hugi mit dem ganzen bisherigen Team
zusammenarbeiten. Aber jeder und jede Einzelne müsse in den nächsten Monaten
mit sich selber ausmachen, ob die Zukunft in Zumikon liege.
Gute Erfahrungen mitnehmen
Auch Hugi selber schmerzt der Entscheid. Sein Wunsch ist, dass all die
positiven Erfahrungen aus den letzten Jahren mitgenommen werden in die neue
Ära. Dazu zählt er namentlich den starken Fokus auf soziale Kompetenzen wie
Selbstverantwortung und Lernkompetenz, aber auch die
ausgezeichnete Zusammenarbeit in den Stufenteams und die
jahrgangsübergreifenden Projekte, zu denen sich die Schulpflege explizit
bekennt. Eine Chance des Jahrgangsklassenmodells sei die Stärkung der Rolle
starker, prägender Lehrerfiguren.
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