23. Januar 2017

Kindergärtnerinnen warnen vor zu frühen Einschulungen

Wegen der Harmonisierung der Volksschule werden Kinder im Kanton Zürich künftig früher eingeschult – zum Teil zu früh, warnen Kindergärtnerinnen. Sie raten Eltern, unreife Kinder im Zweifelsfall noch ein Jahr daheim zu behalten.

Kinder im Kindergarten werden immer jünger, Bild: Marianne Bosshard
Kindergärtnerinnen warnen vor zu frühen Einschulungen, Landbote, 23.1. von Mirjam Fonti

Früher war der 30. April der Stichtag für die Einschulung im Kanton Zürich. Kinder, die vor diesem Datum zur Welt kamen, wurden miteinander eingeschult. Und wer am 1. Mai Geburtstag hatte, machte sich eben mit dem nächsten Jahrgang auf den Weg. Doch im Moment ändert das Regime schrittweise: Der Kanton verschiebt den Stichtag jedes Jahr um 15 Tage, bis der 31. Juli erreicht ist. So will es die interkantonale Vereinbarung über die Harmonisierung der Schule, kurz Harmos. Im laufenden Jahr, in dem Kinder der Jahrgänge 2012 und 2013 eingeschult werden, ist für den Kindergarteneintritt der 30. Juni massgebend

Weil der Schulstart nach den Sommerferien unverändert bleibt, heisst das, dass die jüngsten Kinder beim Eintritt in den Kindergarten gerade erst ihren vierten Geburtstag hinter sich haben. Kindergärtnerinnen sehen in dieser frühen Einschulung ein Problem. In diesem jungen Alter machten ein paar Monate viel aus, sagt Brigitte Fleuti, Präsidentin des Verbandes Kindergarten Zürich (VKZ). Viele der ganz jungen Kinder seien noch nicht reif genug.

Die Folgen: Die Kinder sind überfordert, was sich negativ auf ihr Selbstwertgefühl auswirkt. Die Belastung für die Lehrpersonen steigt. Und oft mündet die zu frühe Einschulung in eine Repetition. Kindergärtnerinnen raten Eltern deshalb, ihre Kinder realistisch einzuschätzen und wenn nötig ein Gesuch um spätere Einschulung zu stellen. In Winterthur läuft die Frist dafür bis am 27. Januar.

Höchste Repetitionsquote
Dass die Befürchtungen nicht aus der Luft gegriffen sind, belegt die Statistik: In der zweiten Kindergartenklasse liegt die Repetitionsquote mit 3,5 Prozent laut einem einschlägigen Bericht dreimal so hoch wie im Durchschnitt. Weiter seien Kinder, die ein drittes Kindergartenjahr absolvieren müssen, häufig zu früh eingeschult worden. Oft stammten sie aus privilegierten Familien.

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