17. Januar 2017

Organisationsfähigkeit ersetzt Ordnungssinn

Der Aufruhr war gross, als das Dokument vor rund einem Jahr an dieÖffentlichkeit gelangte: Der bernische Erziehungsdirektor Bernhard Pulver (Grüne) wolle künftig im Schulzeugnis Charaktereigenschaften der Kinder bewerten, hiess es. Das sei «inakzeptabel», sagten Kritiker. Beim Papier handelte es sich um einen Entwurf des Bewertungsbogens, der den heutigen Abschnitt «Arbeits- und Lernverhalten» im Schulzeugnis ersetzen soll. Darin kamen auch Punkte wie Pünktlichkeit, Höflichkeit und Umgangsformen, Ordnungssinn oder «Umgang mit Vielfalt» vor.
Bernhard Pulver: Elterngespräch erhält höheren Stellenwert. Bild: Adrian Moser
Pulver entschärft Bewertungsbogen weiter, Bund, 17.1. von Adrian Moser


Als Pulver im Juni dann die fertige Version in die Konsultation schickte, waren von den kritisierten Punkten nur noch wenige übrig. Nun präsentierte Pulver das definitive Dokument, und es zeigt sich: Er hat noch einmal auf die Kritik reagiert. Der Punkt Umgangsformen ist weggefallen, Eigenschaften wie Pünktlichkeit und Ordnungssinn werden nun unter weniger aufregenden Begriffen wie Zuverlässigkeit und Organisationsfähigkeit bewertet.

Nicht objektiv beurteilbar
Interessanterweise konnte Pulver die Frage nach den Gründen für diese Anpassungen an der Medienkonferenz nicht auf Anhieb beantworten. Die Begriffe seien teilweise als altbacken oder als «Selbstverständlichkeit» kritisiert worden, sagte er dann. Und den Punkt Umgangsformen habe man ganz weggelassen, weil es nicht einfach sei, dies objektiv zu beurteilen – und weil es teilweise auch «eine Haltungsfrage sei». Teilweise reichten diese Punkte auch «ins Charakterliche hinein», ergänzte Erwin Sommer, der Leiter des bernischen Volksschulamts.

Das sogenannte Portfolio personale Kompetenzen und Schlüsselkompetenzen wird den Kindern ab der Einführung des Lehrplans 21 im Jahr 2018 ausgestellt – und zwar am Ende der 7., 8. und 9. Klasse. Ab da kommt auch das überarbeitete Schulzeugnis zum Einsatz. Es ist verglichen mit dem heutigen etwas weniger detailliert und wird weniger oft ausgestellt. Dafür soll das jährliche Elterngespräch einen höheren Stellenwert erhalten. Dieses sei das «Kernstück der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft von Schule und Eltern», sagte Pulver. Neu wird es davon ein obligatorisches Protokoll geben.


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