14. März 2017

Graubünden rüttelt an der Integration

Die Bündner Regierung will die Wiedereinführung der Einführungsklassen prüfen, die vor vier Jahren zugunsten des integrativen Schulmodells aufgegeben worden waren.
Schulintegration auf Prüfstand, Quelle: Südostschweiz, 14.3.

Die Regierung ist, gemäss gestriger Antwort auf einen entsprecfhenden Vorstoss aus der FDP, bereit, die Wiedereinführung der Einführungsklasse zu prüfen. Diese separaten Klassen waren bis 2013 laut dem Initianten sehr erfolgreich geführt worden. Kinder, die beim Eintritt den Anforderungen der Schule noch nicht gewachsen waren, konnten so die erste Klasse in zwei Schuljahren absolvieren.

In der Antwort der Regierung wird bestätigt, dass einzelne Schüler in Einführungsklassen noch besser gefördert werden könnten als im heutigen integrativen Schulmodell. Heute gehen Kinder, die den "Knopf später aufmachen", noch ein zusätzliches, drittes Jahr in den Kindergarten oder werden in der Regelklasse durch schulische Heilpädagogen unterstützt.

Heisst das nun, dass der integrative Weg in Graubünden, wie in anderen Kantonen auch, zu Ende gehen könnte? - "Nein, ganz und gar nicht", sagt Martin Jäger, Vorsteher des Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartements. Er betont, dass die Regierung das Schulgesetz mitnichten ändern und auch keine neuen Strukturen schaffen wolle. "Wir möchten den Schulgemeinden jedoch zeigen, wie sie Schülern am Anfang der Schullaufbahn noch mehr Zeit geben können", ergänzt er.

So könnten zum Beispiel Kombiklassen, in denen die Erst- und Zweitklässler im selben Raum unterrichtet werden, eine Lösung sein. "In kleineren Gemeinden sind diese gang und gäbe. Kinder, die mehr Zeit brauchen, können so die ersten zwei Schuljahre in drei Jahren absolvieren", meint Jäger. Auch gäbe es die Möglichkeit, leistungsschwächere Schüler in gewissen Fächern wie Mathematik und Deutsch separat zu unterrichten.

Der Initiant ist nur teilweise zufrieden mit der Antwort. "Ich fordere ein noch klareres regierungsrätliches Bekenntnis zu Einführungsklassen. Diese sollen von Schulträgerschaften ohne finanzielle oder andere Nachteile geführt werden dürfen", sagt er.

Der Initiant ist aber nicht der Einzige, der an der integrativen Schule rüttelt. Hängig ist ein Auftrag von BDP-Grossrat Gian Michel aus Donat, der die Integration im sonderpädagogischen Bereich im Visier hat. Mit einer Änderung des Schulgesetzes will er die Verpflichtung der Schulträgerschaften, Kinder mit besonderen Bedürfnissen zu integrieren, abschaffen.

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