21. Mai 2017

Schwächung des Geschichtsunterrichts

Die Schulen machen einen Fehler. Seit Jahren schwächen sie den Geschichtsunterricht–von der Volksschule bis zu den Universitäten. Überall wird abgebaut: Lektionen, Kurse, ja ganze Epochen verschwinden aus den Lehrplänen. Doch wer die Geschichte abwertet, verliert nicht nur das Wissen über die Vergangenheit, sondern auch den Blick für die Zukunft. Mit dem neuen Lehrplan 21 droht ein weiterer Abbau. Das Fach Geschichte verschmilzt mit anderen zur Rubrik «Räume, Zeiten, Gesellschaften». Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik werden gestärkt. Doch die Schulen müssen mehr leisten, als Kinder auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. 
Blind durch die Geschichte, Südostschweiz am Wochenende, 20.5. von Yannick Nock


Sie müssen Jugendliche zu mündigen Bürgern bilden, die sich an der Demokratie beteiligen und neue Ideen entwickeln. Der technische Fortschritt mag viele Probleme lösen. Um die grossen Zusammenhänge einer globalisierten Welt zu verstehen, braucht es aber auch ein historisches Bewusstsein. Doch während die Technikgläubigen im Silicon Valley in Allmachtsfantasien wie der Überlistung des Todes schwelgen, verliert die Jugend dieses Bewusstsein. Es wächst eine Generation heran, die den Fall der Berliner Mauer nicht miterlebt hat, für die die Weltkriege des 20. Jahrhunderts ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten sind. Die letzten Zeugen des Holocausts, Opfer wie Täter, werden bald gestorben sein. Ist es Zufall, dass autoritäre Führungsfiguren eine Renaissance erleben? Gerade jetzt wäre es wichtig zu wissen, wohin blinder Nationalismus führen kann. Nur wer sie kennt, kann die Fehler der Vergangenheit vermeiden.

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