23. August 2017

Angstmacherei

Die Argumente des Luzerner Regierungsrats gegen die Fremdspracheninitiative seien nicht haltbar, sagt Lehrerverbandspräsidentin Annamarie Bürkli. Derweil warnt Bildungsdirektor Reto Wyss vor einem Abseits.
"Das ist alles reine Angstmacherei", Luzerner Zeitung, 22.8. von Alexander von Däniken


Jetzt kommt Schwung in die Debatte um die kantonale Abstimmung vom 24. September. Der Regierungsrat warnt in der Volksbotschaft eindringlich vor einem Ja zur Initiative, die nur noch eine Fremdsprache in der Primarschule verlangt. Der «nationale Zusammenhalt» und die Harmonisierung des Schulwesens seien gefährdet, Luzern drohe zu einer Sprachinsel zu werden (Ausgabe vom 22. August).

Es sind Worte, welche die Initianten nicht stehen lassen wollen. So sagt Komiteemitglied Annamarie Bürkli, Präsidentin des Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverbands: «Das ist alles reine Angstmacherei. Die Sprachinsel ist natürlich ein schönes Schlagwort. Vergessen wird, dass Luzern in vielerlei Hinsicht bereits eine Insel ist; etwa beim Sparen und der damit fehlenden Lohnentwicklung bei den Lehrpersonen.» Auch die Gefährdung der Harmonisierung sei falsch. Schliesslich sei die Bildung Sache der Kantone, also föderalistisch geprägt. Das zeige sich etwa beim eben eingeführten Lehrplan 21, den es je nach Kanton in unterschiedlicher Variante gebe. «Appenzell Innerrhoden zum Beispiel hat bis jetzt Englisch in der Primarschule und Französisch auf der Oberstufe. Und es funktioniert.» Im Gegensatz zum Kanton Luzern, wo der Fremdsprachenunterricht «zu schlechte Ergebnisse zeigt». Ob nun Englisch oder Französisch in der Primarschule bleiben soll, lässt Bürkli weiterhin offen.

Wyss: «Diskussionen führten zu Irritationen»
Tatsächlich stellt sich die Frage, ob der «nationale Zusammenhalt» bei einem Ja zur Initiative bröckeln würde. Dazu sagte Bildungsdirektor Reto Wyss (CVP) am Dienstag anlässlich der Präsentation der Abstimmungsbotschaft: «Die Debatte im Kanton Luzern wird national sehr genau beobachtet. Ich stelle fest, dass die Diskussionen, die es auch in anderen Kantonen schon gab, in der West- und Südschweiz zu Irritationen geführt haben. Schliesslich beruht der Fremdsprachenunterricht schweizweit auf Gegenseitigkeit.» Bei einem Ja stelle sich Luzern ins Abseits. Und die Angst vor einem Machtwort des Bundesrats? «Natürlich haben wir auch davor Respekt. Dabei geht es primär darum, die Bildungshoheit bei den Kantonen zu belassen und nicht dem Bund übergeben zu müssen.»
Wyss räumte aber auch ein, dass es beim Fremdsprachenunterricht Verbesserungspotenzial gebe – insbesondere beim Fach Französisch. Dies sei mit der Einführung des Lehrplans 21 auch erkannt und umgesetzt worden.



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