Erstmals findet ab Montag der gymnasiale Unterricht im deutschsprachigen Kantonsteil nur noch an den Gymnasien statt. Vom Wechsel betroffen sind 31 Sekundarschulen, die noch solche speziellen Klassen angeboten haben.
Nur noch ein Zeugnis pro Jahr im Gymnasium, Berner Zeitung, 11.8. von Marius Aschwanden
Am Montag beginnt für viele Kinder und Jugendliche im Kanton Bern das neue Schuljahr. Dann ist auch definitiv Schluss mit dem gymnasialen Unterricht in der Sekundarschule. Mit der Einführung der sogenannten Quartalösung findet der Übertritt ins Gymnasium im deutschsprachigen Kantonsteil nun flächendeckend bereits nach der 8. und nicht wie bisher an 31 Schulen erst nach der 9. Klasse statt. Dazu kommt, dass der Unterricht im Schwerpunktfach bereits im ersten Jahr startet. Diese neue Regelung betrifft auch den zweisprachigen Bildungsgang an den Bieler Gymnasien.
Der Wechsel bedingte,
dass die Lektionentafel, der Lehrplan und die Beurteilung angepasst werden
mussten, wie Erziehungsdirektor Bernhard Pulver (Grüne) am Freitag an einer
Medienkonferenz sagte. Demnach erhalten künftig die Gymnasiasten nur noch am
Ende jedes Jahres ein Zeugnis. Bisher geschah dies halbjährlich. Nach dem
ersten Semester bekommen die Schüler dafür einen Zwischenbericht. Die
sogenannte Jahrespromotion hat gemäss Pulver zur Folge, dass weniger Prüfungen
durchgeführt werden müssen als bisher.
Neun Lektionen gestrichen
Keine Änderung gibt es
beim Verfahren zum Übertritt von der Sekundarschule in die Gymnasien. Die
Lehrer geben dazu Empfehlungen ab. Erhält jemand keine, muss er eine
Aufnahmeprüfung absolvieren. Zudem ist ein Wechsel nach wie vor auch erst nach
der 9. Klasse möglich.
Die Schüler besuchen
aber dann das erste der vier Gymerjahre. Gemäss Erziehungsdirektor Pulver
überwiegen die Vorteile des Wechsels die Nachteile bei weitem. «Die Quartalösung
ermöglicht eine durchgehende, klar strukturierte Ausbildung, was dazu
beiträgt, die Qualität am Gymnasium zu verbessern», sagte er. Nichtsdestotrotz
gebe es auch Änderungen, die ihn etwas schmerzten. Er erwähnte dabei etwa die
Umbenennung der Klassen von Quarta bis Prima in neu Gym 1 bis Gym 4.
Mit der Quartalösung
werden aber auch Sparvorgaben aus dem Jahr 2014 umgesetzt. Insgesamt müssen die
Gymnasien 9 Millionen Franken sparen. Das hat zur Folge, dass über die vier
Jahre verteilt neun Lektionen gestrichen werden mussten. Darunter befinden sich
beispielsweise eine Französischlektion sowie Lektionen beim Ergänzungs- und
beim Kunstfach.
Im Gegenzug werden die
naturwissenschaftlichen Fächer gestärkt, für die zwei zusätzliche Lektionen zur
Verfügung stehen. Zudem soll in verschiedenen Fächern die nachhaltige
Entwicklung als Konzept behandelt werden. In Geografie könne es beispielsweise
darum gehen, wie die Bedürfnisse der heutigen und der künftigen Generationen
gedeckt werden könnten.
Sparvorgaben
erfüllt
Entlassungen habe die
Umstellung keine zur Folge, so Pulver. Dies sei eine seiner Hauptsorgen
gewesen. Insbesondere bei jenen Sekundarschulen, welche keinen gymnasialen
Unterricht mehr anbieten dürfen, stellte sich die Frage, was mit den
betroffenen Lehrern geschieht. Dank der guten Zusammenarbeit von Gymnasien und
Sekundarschulen seien der Erziehungsdirektion aber nur drei Personen gemeldet
worden, für die sich «eine nicht zumutbare Pensenreduktion abzeichnete».
«Mittlerweile hat sich
auch für diese drei Fälle eine Lösung ergeben», sagte Pulver. Mario Battaglia,
Vorsteher der Abteilung Mittelschulen, sagte zudem, dass die Sparvorgaben
erfüllt würden. Zwischen 2009 und 2016 hätten die Kosten für die Gymnasien um
16 Millionen auf 139 Millionen Franken gesenkt werden können. Einerseits wegen
Sparmassnahmen, andererseits aber auch wegen Klassenreduktionen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen