Der Basler Erziehungsdirektor stellt sich gegen die von den
Lehrerinnen und Lehrern geforderte Abschaffung.
Cramer hält an den Schul-Checks fest, Basler Zeitung, 20.9. von Thomas Dähler
Die umstrittenen Checks
in den Schulen der vier Kantone der Nordwestschweiz sollen nicht abgeschafft
werden. Der Basler Regierungsrat Conradin Cramer hält an den Checks fest, wie
aus seinem Schreiben an die Kantonale Schulkonferenz (KSBS) hervorgeht. Das
Schreiben ist die Antwort des Erziehungsdirektors auf die Resolution der
Lehrerinnen und Lehrer zugunsten der Abschaffung der Checks.
Die schlechten Basler
Check-Ergebnisse versucht das mit den Checks beauftragte Institut mit sozialen
Faktoren zu erklären. Es verlangt von den Lehrkräften deshalb, Angaben zur
Bildung und zum Einkommen der Eltern ihrer Schüler zu erheben. Die Checks
werden heute in der dritten (P3), sechsten (P6), achten (S2) und neunten Klasse
(S3) durchgeführt.
Die Resolution zugunsten
einer Abschaffung der Checks wurde im vergangenen März von der Gesamtkonferenz
der Basler Lehrerinnen und Lehrer überwiesen. In seinem Schreiben an die
Kantonale Schulkonferenz begründet Cramer sein Festhalten an den Checks mit den
Verträgen, die Basel-Stadt mit den drei anderen Nordwestschweizer Kantonen
eingegangen ist. Mit dem gleichen Hinweis auf die Partnerkantone hatte
seinerzeit schon die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind das
Festhalten Basellands an den Checks begründet. Cramer nennt die gesetzliche
Verankerung der Checks und weist darauf hin, dass es zunächst Erfahrungen
brauche, um «absehen zu können, welche Vorschläge für Modifikationen und welche
grundsätzlichen Kritikpunkte möglicherweise berechtigt sind».
Verbesserungen angekündigt
Massnahmen würden
«vierkantonal diskutiert» und «abgewogen und gemeinsam» umgesetzt, hält Cramer
fest – und kündigt eine Reihe von neuen Verbesserungsmassnahmen an. So sollen
die P6-Testhefte «Deutsch Schreiben» neu korrigiert an die Schulen
zurückgeschickt werden. Basel-Stadt wird zudem vorschlagen, die P6-Checks schon
in der 5. Klasse durchzuführen. Bei den Checks auf der Sekundarschul-Stufe wird
der Natur- und Technik-Check freiwillig. Zudem soll geprüft werden, ob die
Lehrbetriebe die Checks anstelle der privaten Multichecks akzeptieren und die
abnehmenden Berufsschulen die Checks für die Niveau-Einteilung übernehmen.
Ferner ist vorgesehen, in einem neuen Versuch mehr Rückmeldungen aus der Praxis
zu erhalten.
Der Kanton Basel-Stadt
hat bei den bisher durchgeführten Checks jeweils am schlechtesten
abgeschnitten. Aus dem jüngsten Bildungsbericht des Bildungsraums Nordwestschweiz
geht hervor, dass die Schülerinnen und Schüler aus dem Aargau die besten
Resultate erzielt haben, unmittelbar gefolgt von Baselland und Solothurn,
während Basel-Stadt abgefallen ist – zuletzt etwas weniger als früher. Beim
Check P6 etwa lag der Mittelwert in Mathematik im Aargau bei 626 Punkten, in
Baselland und Solothurn bei je bei 622, in Basel-Stadt bei 601. In Deutsch lag
der Mittelwert in Baselland bei 613 Punkten, im Aargau bei 611, in Solothurn
bei 609 und in Basel-Stadt bei 595. Auf der Sekundarstufe wird im
Bildungsbericht anhand der Ergebnisse aus Solothurn und Aargau darauf
hingewiesen, dass die unterschiedliche Ausstattung der drei Leistungsniveaus
Einfluss auf die Ergebnisse hat.
Die Checks sollen – so
die Zielsetzung – den Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler aus
unabhängiger Perspektive beurteilen. Die Aussagekraft der Ergebnisse wird
jedoch in Zweifel gezogen. So relativiert das mit der Durchführung der Checks
beauftragte Institut für Bildungsevaluation der Universität Zürich die
Ergebnisse mit der unterschiedlichen Zusammensetzung der Schulklassen in den
vier Kantonen. Mit einer Erhebung der sozialen Zusammensetzung der
Schülerschaft wird das schlechte Abschneiden von Basel-Stadt erklärt.
Fragen zum
Familienverhältnis
Dazu hat das Institut
einen Fragebogen geschaffen, mit dem die Lehrerinnen und Lehrer über den
Bildungsabschluss und die finanziellen Verhältnisse der Eltern ihrer
Schülerinnen und Schüler Auskunft geben sollen. So wird etwa gefragt, ob Eltern
über einen Hochschulabschluss verfügen oder ob Kinder «aus finanziell
privilegierten Familien» stammen. Auch das Wohngebiet müssen die Lehrkräfte
klassifizieren: benachteiligt, eher benachteiligt, eher privilegiert oder
privilegiert.
Als mögliche Erklärung
für die nach Kantonen unterschiedlichen Check-Ergebnisse thematisieren die vier
Kantone in ihrem Bildungsbericht auch die Heterogenität der Schulklassen. Dabei
kann aus den Check-Ergebnissen geschlossen werden, dass heterogen
zusammengesetzte Schulklassen nicht leistungsfördernd sind. Die grössten
Leistungsunterschiede verzeichnet der Kanton Basel-Stadt, wo der signifikant
tiefere Mittelwert auch auf einige besonders tiefe Einzelergebnisse
zurückzuführen ist.
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