9. September 2017

Emotionale Diskussion um Fremdsprachen-Initiative

Bis jetzt gilt im Kanton Luzern das 3/5-Modell: Englisch wird ab der dritten, Französisch ab der fünften Klasse unterrichtet. Die Initianten wollen das 3/7-Modell: Die zweite Fremdsprache käme erst ab der Oberstufe hinzu. Am Podium vom Mittwoch in den Räumlichkeiten unserer Zeitung fühlte Moderator Alexander von Däniken, Ressortleiter Kanton der «Luzerner Zeitung», Befürwortern und Gegnern auf den Zahn.

Podium zur Fremdspracheninitiative sorgt für emotionale Diskussion, Luzerner Zeitung, 6.9. von Urs-Ueli Schorno

Die Kontroverse um den Fremdsprachenunterricht in der Primarschule in voller Länge. Für die Initiative argumentierten Annamarie Bürkli, Präsidentin des Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverbands, und Bernhard Steiner, SVP-Kantonsrat und Kinderarzt. Als Gegner traten auf: Bildungsdirektor Reto Wyss sowie Nationalrätin Andrea Gmür (beide CVP). Moderiert wurde die Diskussion von Alexander von Däniken, Leiter des Ressorts Kanton der Luzerner Zeitung


Kinder machen zwei Entwicklungsschritte
Zunächst erklärte Annamarie Bürkli, weshalb sie die zweite Fremdsprache erst in der Sekundarstufe unterrichten will: «Als Lehrerin erlebe ich heute viele Schüler, die überfordert sind. Der Misserfolg frustriert Eltern und Kinder.» Sie hoffe, dass nun «Politiker endlich auf die Basis, die Lehrer, hören».

Regierungsrat Reto Wyss widersprach: «80 Prozent der ­Lehrer halten eine zweite Fremdsprache für richtig.» Er rief wiederholt dazu auf, die Situation nicht schwarzzumalen. «Wir sind überzeugt, gut unterwegs zu sein.» Bernhard Steiner hält diesen Standpunkt für blauäugig, wofür er wissenschaftliche Argumente zur Hand hat: «Einfaches Sprachenlernen ist bis im Alter von etwa fünf Jahren möglich. Der nächste Sprung setzt erst mit elf Jahren ein, wo analytisches Sprachenlernen möglich wird.» Nationalrätin Andrea Gmür entgegnete darauf spitz: «Dann dürfen wir bis in die Oberstufe überhaupt keine Sprachen mehr unterrichten.» Gmür, selbst ausgebildete Lehrerin auf der Gymnasialstufe, sagte aus, sie erlebe Sprachunterricht in der Primarschule als spielerisch und motivierend und nicht analytisch und überfordernd. «Kinder, die früh auf die Sprachen sensibilisiert werden, profitieren später – ganz klar.»

Regierungsrat Reto Wyss brachte schliesslich seine Argumente auf den Punkt: «Die Initiative bringt mehr Probleme als Lösungen.» Die Initianten könnten nicht aufzeigen, wie der Fremdsprachenunterricht bei einer Annahme aussehen würde. Er halte es zudem für falsch, wenn Luzern einen anderen Weg als seine Nachbarkantone einschlage. «Wir wollen keine Insellösung.»

Annamarie Bürkli betonte, dass mit der Initiative am Ende der Schulzeit die Lernziele in beiden Fremdsprachen erreicht würden. So sei auch der Vielsprachigkeit der Schweiz Rechnung getragen. Welche Sprache bei einer Annahme der Initiative in der Primarstufe unterrichtet werden soll, lassen die Initianten offen – der Regierungsrat würde auf Frühfranzösisch setzen. Die lebhafte Debatte zeigte, dass es am 24. September um einen richtungsweisenden Entscheid geht.


1 Kommentar:

  1. deepL wird immer besser, und ich frage mich, wie lange obligatorischer Fremdsprachenunterricht an der Grundschule noch zweckmässig ist.
    deepL hat mir die ersten Sätze des heutigen Postings wie folgt übersetzt:
    Until now, the Canton of Lucerne has a 3/5-model: English is taught from the third, French from the fifth grade upwards. The initiators want the 3/7 model: the second foreign language would only be added from the upper secondary level. On Wednesday's podium on the premises of our newspaper, presenter Alexander von Däniken, head of the Canton of Lucerne, told supporters and opponents.
    (auf französisch:)
    Jusqu' à présent, le modèle des 3/5 est en vigueur dans le canton de Lucerne: l'anglais est enseigné à partir de la troisième classe, le français à partir de la cinquième. Les initiateurs veulent le modèle 3/7: la deuxième langue étrangère ne serait introduite qu' à partir du niveau secondaire supérieur. Sur le podium de mercredi dans les locaux de notre journal, le présentateur Alexander von Däniken, chef du canton de Lucerne, a déclaré aux supporters et aux opposants.
    (auf spanisch:)
    Hasta ahora, el modelo 3/5 ha estado vigente en el cantón de Lucerna: el inglés se enseña a partir de la tercera clase, el francés a partir de la quinta. Los iniciadores quieren el modelo 3/7: la segunda lengua extranjera sólo se introduciría a partir del nivel secundario superior. El miércoles en el podio de nuestro periódico, el presentador Alexander von Däniken, jefe del Cantón de Lucerna, dijo a los seguidores y oponentes.
    (auf italienisch:)
    Fino ad oggi, il modello 3/5 è stato in vigore nel cantone di Lucerna: l' inglese è insegnato dalla terza classe in poi, il francese dalla quinta classe in poi. Gli iniziatori vogliono il modello 3/7: la seconda lingua straniera verrebbe introdotta solo dal livello secondario superiore. Il podio di mercoledì nella sede del nostro giornale, il presentatore Alexander von Däniken, capo del Cantone di Lucerna, ha detto ai sostenitori e agli avversari.
    ...
    Polnisch und holländisch lasse ich mal zur Seite ;-)

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