18. November 2017

Basler sollen digitale Entwicklung nicht verschlafen

Informationen suchen im Internet, individuelles Lernen mit Lern-Apps, Hausaufgaben und Unterrichtsmaterial in einer Cloud zur Verfügung stellen – EVP-Grossrätin Annemarie Pfeifer fordert, dass Basler Schulen die Möglichkeiten der digitalen Technologien flächendeckend nutzen können. Dies sei zurzeit noch nicht möglich: «Ich habe mit mehreren Lehrern gesprochen. Es stehen beispielsweise oft zu wenig Tablets zur Verfügung, um intelligent damit unterrichten zu können», sagt Pfeifer, die befürchtet, dass die digitale Entwicklung von den Basler Schulen verschlafen werden könnte: «Die Schweiz hat nur Kopf und Hirn zu verkaufen. Wir müssen in diesen Bereichen weit vorne mit dabei sein, um konkurrenzfähig zu bleiben.»
Mehr Tablets für Unterricht gefordert, Basler Zeitung, 17.11. von Dina Sambar


Bestätigt sah die Grossrätin ihre Bedenken auch in einem BaZ-Artikel, in dem ein Sekundarschulleiter nebenbei erwähnte, dass sich alle Schulen mehr EDV wünschten, als vom Kanton finanziert werden könne. Er plane deshalb, sollte seine Schule den Schweizer Schulpreis gewinnen, die 20 000 Franken Preisgeld in Tablets zu investieren, um den Schülern den Fremdsprachenunterricht zu erleichtern.

Kredit aufgebraucht
Schüler, die nicht mit Computern umgehen können, sind in ihrer schulischen Entwicklung benachteiligt und werden in Zukunft beruflich und sozial im Abseits stehen. Dieser Meinung war der Grosse Rat, als er 2012 einen Kredit über 5,75 Millionen Franken für den Ausbau der Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) an der Volksschule guthiess. Dies war nötig, weil die entsprechende Infrastruktur laut der Regierung nicht den Anforderungen entsprach, die es für das Erreichen der Ziele des Lehrplans 21 braucht.

Das über vier Jahre gesprochene Geld ist mittlerweile aufgebraucht. Die EDV-Situation an den basel-städtischen Schulen ist jedoch nach wie vor ungenügend, sagt Pfeifer: «Der Kredit war auf die Jahre 2012 bis 2016 ausgelegt. Mittlerweile sind wir im 2017. Nun braucht es eine zweite Auflage. Zudem hält eine IT-Strategie rund fünf Jahre, danach ist sie überholt.» Pfeifer erhofft sich, dass die IT-Strategie in Zukunft flächendeckend und konsequenter durchgesetzt wird: «In der Sekundarstufe II gibt es zurzeit gar keine Strategie. Jedes Schulhaus macht, was es will.»

Digitales Klassenzimmer
Die Grossrätin kann sich eine Zukunft vorstellen, in der Primarschüler die Ansätze der Programmiersprachen wie das Abc erlernen. «Es gibt bereits heute Software, mit der sich Kinder spielerisch der Programmiersprache annähern können», sagt Pfeifer. Ihr Vorbild ist Estland. Dort sind die meisten Klassenzimmer im wahrsten Sinne des Wortes digital. Wandtafeln wurden durch Smartboards ersetzt. Die Lehrerin kann auf ihrem Tablet in Echtzeit kontrollieren, welches Kind die Antworten in einem Test richtig beantwortet und welches nicht. Eltern wissen dank dem digitalen Klassenbuch, was ihre Kinder in einer Unterrichtsstunde behandelt haben und welche Hausaufgaben aufgegeben wurden.
Letzte Woche hat Annemarie Pfeifer im Grossen Rat einen Anzug eingereicht, in dem sie Auskunft über die Umsetzung der IT-Strategie von 2012 verlangt. Darin will sie auch wissen, wie das Erziehungsdepartement Lehrpersonen beim Erlernen der neuen Unterrichtstechniken unterstützt. «Verstehen Sie mich nicht falsch, Tablets können niemals eine Lehrperson ersetzen. Ich bin auch nicht der Meinung, dass Kinder den ganzen Tag vor Geräten sitzen und gamen sollen. Doch sie müssen lernen, damit umzugehen. Die Digitalisierung wird unser Leben und jenes unserer Kinder massgeblich beeinflussen.»


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen