Vielen Lehrerinnen und Lehrern ist das Risiko einer
Schulreise mittlerweile zu gross.
Für Beat Zemp (62), Präsident des Dachverbandes Schweizer
Lehrerinnen und Lehrer (LCH), empfiehlt dem Lehrpersonal, sich gut zu
versichern.
"Lehrer sollten sich privat versichern", Blick, 16.11. von Michael Sahli
Tödlicher Unfall auf der Schulreise: Zwei Lehrer stehen wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht, Aargauer Zeitung, 16.11. von Jörg Meier
Tödlicher Unfall auf der Schulreise: Zwei Lehrer stehen wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht, Aargauer Zeitung, 16.11. von Jörg Meier
Für Beat Zemp (62), Präsident des Dachverbandes
Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH), ist klar: Verlässt eine
Lehrperson mit der Klasse das Schulzimmer, steht sie schon mit einem Bein
im Gefängnis. Den aktuellen Fall kennt der
oberste Lehrer der Schweiz zwar nicht. Grundsätzlich gelte aber: «Man
kann nicht sämtliche Gefahren voraussehen, die bei einer Schulreise mit
Dutzenden von Kindern passieren können.» Daher stehe man als Lehrer bei einem
tödlichen Unfall «immer auf der Anklagebank.»
Beim Lehrpersonal herrscht eine grosse Unsicherheit was die
persönliche Haftbarkeit angeht: «Arbeitnehmer sind in der Regel gegen
Haftungsansprüche, die in Ausübung des Berufes an sie gestellt werden, durch
den Arbeitgeber versichert. Dies gilt aber nicht bei Grobfahrlässigkeit.» Dass
diese Schwelle ständig gesenkt werde, prangerte Zemp schon vor Jahren
an. Genützt hat es nichts: «Die Schwelle wird durch die Gerichte ständig neu
definiert», beklagt er sich.
Zempt empfiehlt
private Rechtsschutzversicherung
Dazu kommt, dass bei den Schulen keine einheitlichen Regeln
punkto Haftbarkeit existieren. «Wir empfehlen daher, sich beim jeweiligen
kommunalen oder kantonalen Arbeitgeber genau zu erkundigen und nötigenfalls
eine private Rechtsschutzversicherung abzuschliessen.»
Der Präsident des Schweizer Lehrerverbandes kennt gar Fälle, wo Lehrer
nach Unfällen fast in den Ruin getrieben wurden: «Es gibt Unfälle und Urteile,
die bis vor Bundesgericht weiter gezogen werden. Neben den tragischen
Konsequenzen für die soziale Umgebung und den damit verbundenen Schuldgefühlen
kommen oftmals noch existenzielle Bedrohungen durch straf- und zivilechtliche
Forderungen dazu.»
Lehrpersonal verzichtet wenn möglich
auf Ausflüge
Die Konsequenzen sind für Zemp klar. Lehrpersonen wüssten, dass sie
bei Klassenausflügen ein erhöhtes Risiko in Kauf nehmen. «Darum verzichten
sie wenn immer möglich darauf.»
Wie schnell es gehen kann, musste der 62-Jährige am eigenen Leib
erfahren. «Ich hatte grosses Glück bei einer Schulreise im Engadin.» Ein
Schüler stolperte und landete auf einem Holzzaun, der «ächzend nachgab aber
glücklicherweise nicht bracht.» Wäre der Schüler dort runtergefallen, ist sich
Zemp sicher, «er wäre sicher tot gewesen.»
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