16. November 2017

Zemp: "Lehrer sollen sich privatversichern"

Vielen Lehrerinnen und Lehrern ist das Risiko einer Schulreise mittlerweile zu gross. Für Beat Zemp (62), Präsident des Dachverbandes Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH), empfiehlt dem Lehrpersonal, sich gut zu versichern.
"Lehrer sollten sich privat versichern", Blick, 16.11. von Michael Sahli
Tödlicher Unfall auf der Schulreise: Zwei Lehrer stehen wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht, Aargauer Zeitung, 16.11. von Jörg Meier

Formularende
Für Beat Zemp (62), Präsident des Dachverbandes Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH), ist klar: Verlässt eine Lehrperson mit der Klasse das Schulzimmer, steht sie schon mit einem Bein im Gefängnis. Den aktuellen Fall kennt der oberste Lehrer der Schweiz zwar nicht. Grundsätzlich gelte aber: «Man kann nicht sämtliche Gefahren voraussehen, die bei einer Schulreise mit Dutzenden von Kindern passieren können.» Daher stehe man als Lehrer bei einem tödlichen Unfall «immer auf der Anklagebank.»
Beim Lehrpersonal herrscht eine grosse Unsicherheit was die persönliche Haftbarkeit angeht: «Arbeitnehmer sind in der Regel gegen Haftungsansprüche, die in Ausübung des Berufes an sie gestellt werden, durch den Arbeitgeber versichert. Dies gilt aber nicht bei Grobfahrlässigkeit.» Dass diese Schwelle ständig gesenkt werde, prangerte Zemp schon vor Jahren an. Genützt hat es nichts: «Die Schwelle wird durch die Gerichte ständig neu definiert», beklagt er sich.

Zempt empfiehlt private Rechtsschutzversicherung 
Dazu kommt, dass bei den Schulen keine einheitlichen Regeln punkto Haftbarkeit existieren. «Wir empfehlen daher, sich beim jeweiligen kommunalen oder kantonalen Arbeitgeber genau zu erkundigen und nötigenfalls eine private Rechtsschutzversicherung abzuschliessen.»

Der Präsident des Schweizer Lehrerverbandes kennt gar Fälle, wo Lehrer nach Unfällen fast in den Ruin getrieben wurden: «Es gibt Unfälle und Urteile, die bis vor Bundesgericht weiter gezogen werden. Neben den tragischen Konsequenzen für die soziale Umgebung und den damit verbundenen Schuldgefühlen kommen oftmals noch existenzielle Bedrohungen durch straf- und zivilechtliche Forderungen dazu.» 

Lehrpersonal verzichtet wenn möglich auf Ausflüge
Die Konsequenzen sind für Zemp klar. Lehrpersonen wüssten, dass sie bei Klassenausflügen ein erhöhtes Risiko in Kauf nehmen. «Darum verzichten sie wenn immer möglich darauf.»

Wie schnell es gehen kann, musste der 62-Jährige am eigenen Leib erfahren. «Ich hatte grosses Glück bei einer Schulreise im Engadin.» Ein Schüler stolperte und landete auf einem Holzzaun, der «ächzend nachgab aber glücklicherweise nicht bracht.» Wäre der Schüler dort runtergefallen, ist sich Zemp sicher, «er wäre sicher tot gewesen.»


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