19. Februar 2018

Zuger Regierung gegen Wahlfach Französisch

Beim Sprachunterricht bestehe Handlungsbedarf, so die Zuger Regierung. Denn eine entsprechende Studie kam 2016 zum Schluss, dass die Schüler im Kanton Zug zwar besser Französisch können als ihre Kollegen in der restlichen Zentralschweiz aber trotzdem unter den Anforderungen liegen. Die Bildungsdirektoren-Konferenz Zentralschweiz (BKZ), die die Erhebung in Auftrag gab, hatte sich danach mit möglichen Verbesserungen des Unterrichts befasst. Die Ergebnisse sollen nun auch im Kanton Zug in den Unterricht einfliessen, wie die Regierung in der Antwort einer Interpellation der Oberägerer Kantonsräte Peter Letter (FDP) und Laura Dittli (CVP) sowie der Hünenberger Beat Unternährer (FDP) schreibt.
Die Regierung hält dabei fest, dass mit dem künftigen Lehrplan 21 das Niveau im Französisch sehr hoch gesetzt ist – im Gegensatz zum Englisch. Zudem haben die Schüler zwei Jahre weniger Französisch als Englisch – im Kanton Zug wird seit dem Sommer 2005 Englisch ab der dritten Klasse unterrichtet und Französisch ab der 5. Klasse. «Zwischen den Zielen und der verfügbaren Zeit besteht eine Diskrepanz», so die Regierung. Diese soll voraussichtlich aber 2020 schweizweit überprüft werden.
Motivieren fürs Französisch, Luzerner Zeitung, 19.2. von Zoe Gwerder


Neues Lehrmittel und mehr Austausch
Verbesserungen im Französischunterricht verspricht sich die Regierung von der Einführung neuer Lehrmittel. Diese hätten zum Ziel, die Motivation für das Französisch zu steigern, indem die darin enthaltenen Themen die Kinder interessieren und aus ihrer Lebenswelt stammen, sowie durch «handelnden Unterricht». Auch die Lehrpersonen sollen zusätzlich motiviert werden. So behandle eine kantonale Fachgruppe Themen im Bereich der Weiterbildung und stelle regelmässig Unterrichtsmaterialien online.

Die Regierung will, dass die Mehrsprachigkeit der Schweiz vermehrt genutzt wird, da derzeit nur rund 3 Prozent der Schüler einen Austausch erlebten – sei es durch eine Schulreise, Klassenlager oder auch ein Austausch während der Ferien. Aber auch die Lehrer und angehenden Lehrer sollen vermehrt zu solchen Austausch-Aktivitäten motiviert werden. Wie die Regierung festhält, startet die Kantonsschule Menzingen im kommenden Schuljahr erste Projekte mit Partnerschulen in der Romandie und dem Tessin. Und die Fachmittelschule, aus der viele Schüler später an die Pädagogische Hochschule Zug (PH Zug) wechseln, prüft einen möglichen Schüler- und Klassenaustausch innerhalb der Schweizer Sprachregionen.

Offenbar wird aber die französische Sprache auch bei angehenden Lehrern eher stiefmütterlich behandelt. Im vergangenen Jahr besuchten von den 87 angehenden Primarlehrern an der PH Zug 24 das Fach Französisch – wohingegen 82 ins Englisch gingen. Die Regierung sieht hier jedoch keinen Handlungsbedarf. Eine Pflicht zum Französisch-Studium an der PH Zug sei kontraproduktiv, da Lehrer, die ungern Französisch unterrichteten, in den meisten Fällen dann auch nicht gut unterrichten würden und die Schüler entsprechend wenig für das Fach begeistern könnten. Viel mehr versuche die Hochschule ihre Studenten vom Französisch-Unterricht zu überzeugen, mit dem Argument, so bessere Aussichten auf dem Stellenmarkt zu haben – denn im Kanton Zug müssen Primarlehrer, die Französisch oder Englisch unterrichten, auch einen entsprechenden PH-Abschluss aufweisen oder eine Zusatzausbildung absolviert haben.

Motion will Französisch erst in der Oberstufe

In einem zweiten Vorstoss, der am Donnerstag behandelt wird, kritisieren die beiden Zuger SVP-Kantonsräte Jürg Messmer und Philipp C. Brunner sowie ihr Baarer FDP-Kollege Andreas Hostettler, den Französisch-Unterricht in der 5. Klasse. Sie fordern, diesen in der Primarschule als Wahlfach anzubieten und erst in der Oberstufe als Pflichtfach zu führen. Die Regierung steht diesem Begehren ablehnend gegenüber, da nicht bewiesen sei, dass der Unterricht zweier Fremdsprachen Schüler überfordere und ein Wahlfach auf Primarstufe zusätzliche Kosten generieren würde. Der zusätzliche Forderung nach muttersprachlichen Lehrkräften entgegnet die Regierung, dass dies für den Unterricht zwar förderlich wäre, aber keine Voraussetzung sei.

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