17. März 2018

Basel weiterhin stramm Passepartout-gläubig

In einer skandalösen Medienmitteilung bestärkt Basel-Stadt die Unterstützung des Passepartout-Konzepts auch angesichts des Ausstiegs von Baselland und Solothurn (partiell). Man wolle den "bisherigen Unterricht ... nicht von Grund auf neu organisieren". Genau dies hat man allerdings mit dem Beitritt zu Passepartout getan - ohne auf die warnenden Stimmen zu hören. Offenbar geht es den Basler Behörden nicht darum, dass die Kinder möglichst gut Fremdsprachen lernen, sondern um Jobsicherheit der Methoden-Fundis. Als weitere Begründung verweist die Regierung auf Studienergebnisse. (uk.)


„Der Regierungsrat stützt sich bei seinem Urteil auf die Auswertung der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung, die im letzten Jahr über 7‘000 internationale und Schweizer Studien zum Fremdsprachenunterricht verglichen hat. Aus dieser Auswertung ergeben sich keine Hinweise, dass Kinder mit der aktuellen Mehrsprachigkeitsdidaktik überfordert sind.“

Der Basler Regierungsrat hat die Dreistigkeit zu behaupten, internationale Studien würden keine Hinweise auf eine Überforderung der Schüler beim frühen Fremdsprachenlernen liefern. Diese Aussage im Zusammenhang mit der Wirksamkeit von Frühfremdsprachen und deren Lehrmitteln vertuscht die tatsächlichen Zustände und missbraucht das Vertrauen der Bevölkerung.

Die Koordinationsstelle für Bildungsforschung agiert offenbar als Feigenblatt, um die völlig aus dem Ruder laufende Fremdsprachenkonzeption über die Runden zu retten. Erstens beauftragte man bei besagter Studie ein dänisches Institut mit einer manipulativen Fragestellung, die zum vorneherein alle relevanten Studien (auch aus der Schweiz) eliminieren musste. Zweitens ist die Sprachensituation der Schweiz nicht vergleichbar mit derjenigen anderer Länder: Wir unterrichten bereits in der Primarschule zwei Fremdsprachen, dazu kommt noch das Erlernen von Hochdeutsch und die Integration von Schülern mit Migrantensprachen. Drittens sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse beim schulischen Fremdsprachenlernen klar und unbestritten: Die teure Angelegenheit bringt wenig bis nichts. Man mag dies nun mögen oder nicht, das Thema ist unter Wissenschaftlern abgehakt und gegessen.

Das Skandalöse ist nun aber, wie die Regierung (und die als Autorität zitierte Koordinationsstelle für Bildungsforschung) diese längst bekannten Fakten ausblendet und ausweicht auf eine für den Schweizer Kontext irrelevante Auftragsstudie. Dies offenbar nur aus dem offensichtlichen Grund, das arg angeschlagene Frühfremdsprachenschiff zu retten. Dies alles geschieht auf Kosten der Schulqualität und letztlich zulasten der Schulkinder, ihrer Eltern und einer betrogenen Lehrerschaft. Die Kantone Baselland und Solothurn haben dies erkannt und ziehen nun vorsorglich bei Passepartout den Stecker. Das Vorgehen der Basler Regierung und ihrer dubiosen Fremdsprachen-Promotoren sowie der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung ist schlicht unverantwortlich und grobfahrlässig gegenüber einer ganzen Schülergeneration und gehört sanktioniert. (uk.)

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