15. Mai 2018

Warum die Integration scheitert

Dieses ernüchternde Buch aus dem Alltag einer Frankfurter Hauptschule und über den Umgang mit eingewanderten Jugendlichen müsste zu einer Pflichtlektüre für Bildungs- und Sozialpolitiker werden. Allerdings ist damit zu rechnen, dass ihnen dann die wohlfeilen Sonntagsreden vom Aufstieg durch Bildung oder die Integration durch Bildung im Halse stecken blieben. Was Ingrid Freimuth, eine Diplom-Pädagogin, die später Lehramt für die Sekundarstufe I studierte und dann an einer Integrierten Gesamtschule, in der Lehrerausbildung sowie an Haupt- und Realschulen tätig war, aus 40 Jahren Berufsleben berichtet, ist harte Kost. Mangelnde Einblicke wird man der erfahrenen und engagierten Pädagogin, die am Ende ihrer Tätigkeit wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen mit einem Burnout in einer Klinik wieder aufgebaut werden musste, nicht vorwerfen können. Sie hat im Einzelunterricht für Schüler der sozialpädagogischen Lernhilfe und in Kursen an der Volkshochschule für Deutsch als Zweitsprache die unüberwindlichen Hindernisse bei der Integration miterlebt. Und sie hat darunter gelitten, dass sie mit kaum einem Außenstehenden, selbst mit guten Freunden nicht darüber reden konnte, weil ihre Äußerungen immer vorschnell als ausländerfeindlich oder rassistisch abgestempelt wurden. „Bis heute ist es aus Gründen politischer Korrektheit riskant, Unterschiede zwischen Menschen wahrzunehmen und zu beschreiben. Das Fremde als fremd zu erkennen und zu benennen ist nahezu tabu“, schreibt die Pädagogin.
Bild: Europa Verlag
Schonungslose Einblicke in den Schulalltag, FAZ, 15.5. von Heike Schmoll

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