15. Dezember 2017

Schulpreisspuk sofort stoppen

Wiederum vernahm man, dass an einige Schulen sogenannte „Schulpreise“ vergeben wurden. Diese erst vor wenigen Jahren eingeführten Belohnungen bestehen aus grösseren Geldbeträgen, für die eine private Stiftung aufkommt. Wer nach den Hintergründen forscht, dem wird bald klar, dass die Fäden nach Deutschland führen, und dort findet man Verbindungen zu anderen Stiftungen und wirtschaftlichen Organisationen aller Art. Da drängen sich Fragen auf. Wie kann es sein, dass irgendwelche private Vereinigungen sich in unsere Volksschule einmischen dürfen, um verkünden zu können, was eine „gute“ Schule ist? Weshalb sind nicht längst Politiker eingeschritten und haben dieses anmassende Gebaren gestoppt? Warum lassen sich selbst pädagogische Kreise in naiver Art in das Gefüge einbinden, statt energisch zu opponieren?
Ambiente einer preisgekrönten Schule, Bild: Roman Weyeneth/Stücheli Architekten AG)
Schulpreise, 15.12. von Hans-Peter Köhli



Diese harmlos erscheinenden „Stiftungen“ handeln nicht aus Nächstenliebe. Am Ende der Kette stehen wirtschaftliche Interessen, denn bei der oft zitierten „Schulentwicklung“ geht es auch um viel Geld bei Investitionen in Millionenbeträgen. Die Volksschule soll in jene Richtung gesteuert werden, die den Stiftungen behagt, und deshalb werden natürlich nur dort Prämien ausgerichtet, wo sich die Schulen absolut linientreu im Sinne der Geldgeber verhalten. Dieser „Schulpreisspuk“ sollte deshalb sofort gestoppt werden. Erstens ist die Einflussnahme Aussenstehender grundsätzlich strikte abzulehnen. Und zweitens ist es eine riesengrosse Ungerechtigkeit, wenn viele Schulen leer ausgehen, obwohl sie tagtäglich ebenfalls sehr gute Leistungen erbringen. Ihr Pech ist nur, dass sie möglicherweise in einem schwierigeren Umfeld tätig sind, dass sie es vielleicht wagten, halt auch einmal irgendwo ein bisschen von der offiziellen Doktrin abzuweichen oder dass sie ganz einfach ihre Zeit lieber für das Unterrichten als für das Erstellen eines umfangreichen Schulpreisbewerbungsdossiers verwenden.

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