3. März 2014

Crèmeschnitte ist Schonpädagogik

In einem Leserbrief meldet sich Felix Schmutz in Sachen des Französischlehrmittels "Mille Feuilles" zu Wort.


Die neue Fremdsprachendidaktik mit dem Lehrmittel Cremeschnitte (= Mille feuilles) entpuppt sich als weiterer Päda­gogik-Hype, der nach Professor Dieter Wolff zwar angeblich «den heutigen theoretischen Erkenntnissen» entspricht, den praktischen Realitäten jedoch nicht gerecht werden kann. Sprachenlernen funktioniert im Schulalter nicht mehr so wie beim Kleinkind, das mithilfe eines analytisch-vergleichend operierenden Automatismus des Gehirns die Muttersprache(n) aus dem «Sprachbad» systematisch aufsteigend konstruiert. Später muss Sprachenlernen leider ohne innere Lehrinstanz mit bewusst vollzogenem Verstehen, Anwenden und Erinnern gelernt werden.
Hinter der grossartig angekündigten Lehrmethode verbirgt sich in Wahrheit eine verkorkste Mischung aus vergleichender Sprachwissenschaft, missverstandener Gehirnforschung, technokratischer Kompetenzideologie und modischer Schonpädagogik, insgesamt eine Mixtur, die den Starken nicht schadet, die Schwachen aber überfordert.

Quelle: Basler Zeitung, 3.3.

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